Wildbiene

Wildbiene des Monats Dezember 2025: Malven-Langhornbiene (Tetralonia macroglossa ILLIGER, 1806)

Schlafgemeinschaft von zwei Männchen in der Blüte einer Moschus-Malva (© Roland Günter / naturbildarchiv-guenter.de)

Wenn im Spätsommer die Malvenblüten in Rosatönen leuchten, summt dann und wann eine seltene Besucherin zwischen ihnen – die Malven-Langhornbiene. Sie gehört zu den seltensten Wildbienen Deutschlands. Ohne Malvengewächse gäbe es sie nicht, denn sie ist streng auf diese spezialisiert. Die Weibchen sammeln ausschließlich Pollen von der Rosen-Malve (Malva alcea) und von der Moschus-Malve (Malva moschata). Diese Bindung ist ein faszinierendes Beispiel für die enge „Abstimmung“ zwischen Pflanzen und ihren Bestäubern.

Mit einer Körperlänge von 11 bis 13 Millimetern zählt die Malven-Langhornbiene zu den stattlicheren Arten ihrer Familie. Die Männchen sind sofort an ihren auffällig langen Fühlern zu erkennen, ein typisches Merkmal der Langhornbienen. Die Weibchen dagegen tragen an ihren Hinterbeinen dichte, verzweigte Sammelhaare, mit denen sie die großen, klebrigen Pollenkörner der Malven effizient aufnehmen. Ihr sanft goldbrauner Schimmer - bedingt durch ihre Behaarung - und der ruhige, zielgerichtete Flug lassen sie fast majestätisch erscheinen.

Nachweiskarte und Gefährdung der Malven-Langhornbiene (© SMU)

Die Malven-Langhornbiene bevorzugt warme, offene Lebensräume mit lockeren Böden, zum Beispiel Ruderalstellen, Lösslehmhänge, Sandgruben oder Binnendünen. Selbst in naturnahen Gärten kann sie vorkommen, sofern dort ihre Futterpflanzen wachsen. Ihre Nester gräbt sie in sandige oder lehmige Böschungen. Gern nistet sie in Gruppen mit bis zu hundert Nachbarinnen, oft über mehrere Jahre hinweg an derselben Stelle. Alte Gänge verwendet sie wieder.

Von Mitte Juli bis Ende September ist die Malven-Langhornbiene aktiv. Während dieser Zeit fliegen die Weibchen unermüdlich zwischen Malvenblüten und ihren Nestern hin und her. Nach Abschluss der Brutentwicklung überwintern die Larven als Ruhelarven im Boden, bis sie im folgenden Sommer schlüpfen. Ähnlich zu zahlreichen anderen Wildbienenarten hat auch die Malven-Langhornbiene einen parasitischen Begleiter: die Filzbiene Epeolus tristis. Diese legt ihre Eier in die Brutzellen der Malven-Langhornbiene, sodass deren sorgfältig angelegte Vorräte der parasitischen Brut zugutekommen. In Deutschland konnte Epeolus tristis bisher jedoch nicht nachgewiesen werden.

Blütenreichtum und Strukturangebote helfen Wildbienen Co. (© Cornelis Hemmer)

Wer der Malven-Langhornbiene helfen möchte, kann mit einfachen Mitteln viel bewirken: Pflanzen Sie heimische Malvenarten wie Rosen- und Moschus-Malve. Schaffen Sie offene, sonnige Bodenstellen und verzichten Sie auf Pestizide. Auch Trockenmauern, sandige Wegränder oder kleine Böschungen sind wertvolle Nistplätze. Wer verblühte Stängel stehen lässt, bietet zusätzlichen Unterschlupf für zahlreiche weitere Insekten. Mit ihrer eleganten Erscheinung und ihrer engen Bindung an die Malvenpflanzen steht diese Wildbiene sinnbildlich für die empfindliche Balance in unseren Ökosystemen. Jede Pflanze zählt und mit ihr die Biene, die auf sie angewiesen ist. Weitere Informationen und Tipps zur insektenfreundlichen
Gartengestaltung finden Sie unter: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de.

Schnelle Fakten

 

Name

Malven-Langhornbiene (Tetralonia macroglossa ILLIGER, 1806)

Flugzeiten

Juli - September

Lebensraum

vegetationsarme, ebene Flächen / schwach geneigte Böschungen / Steilwände / offene, sonnige Habitate

Nahrung

spezialisiert (oligolektisch)

Nistweise

nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in der Erde

Kuckucksbiene

Epeolus tristis (nicht in Deutschland nachgewiesen)

Gefährdung

extrem selten

Besonderheiten

nistet oft in kleinen Gruppen mit bis zu 100 Nestern

 

Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Scheuchl, Erwin & Willner, Wolfgang (2024): Wildbienen ganz nah – Die 100 häufigsten Arten schnell und sicher unterschieden; Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

Kontakt

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