Wildbiene

Wildbiene des Jahres

Mit der Wildbiene des Jahres machen der Arbeitskreis Wildbienen-Kataster gemeinsam mit dem Staatlichen Museum für Naturkunde Stuttgart, der Landesanstalt für Bienenkunde sowie den Imkerverbänden Badens und Württembergs auf die Gefährdung der einheimischen Wildbienen aufmerksam.

Wildbiene des Jahres 2024: Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea, Linnaeus 1758)

Blauschwarze Holzbiene (Xylocopa violacea, Linnaeus 1758)
© Hans-Jürgen Sessner

Diese hübsche Wildbienenart war unsere Wildbiene des Monats Oktober 2017. Wo lebt sie genau? Welche Pflanzen braucht sie zum Überleben? Und was macht sie besonders? Das erfahren Sie hier im ausführlichen Wildbienen-Portrait.

Wildbiene des Jahres 2023: Frühlings-Seidenbiene

Wildbiene des Jahres 2023: Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius, LINNAEUS 1761)

Frühlings-Seidenbiene, Weibchen

Sie ist neben einer Handvoll Sandbienenarten, wenigen Mauerbienen und Hummeln eine der ersten im Jahr und läutet offiziell die Bienensaison ein. Die Frühlings-Seidenbiene ist mit bis zu 15 Millimetern Körpergröße die größte heimische Seidenbienenart. Dabei verfügt sie über ein schwarz grundiertes und rötlich-braun gefärbtes Brustteil und ein dunkles deutlich unterteiltes Hinterteil mit gräulicher Bindenzeichnung. Das Männchen ist deutlich kleiner und heller gefärbt als die Weibchen.

Die Art findet sich in fast ganz Europa und weiten Teilen Asiens. Auch in Deutschland ist sie weit verbreitet und aus allen Bundesländern gemeldet. Die Einsiedlerbiene gilt allgemein als nicht gefährdet. Als Lebensraum ist sie auf sandige und sandig-lehmige Böden angewiesen. Sie lebt daher als Pionierart in Sand- und Kiesgruben, Flussauen, Dünen und Hochwasserdämmen. Sie nistet aber auch im Siedlungsbereich. Sie wurde bereits auf Beachvolleyball- und Bolzplätzen gesichtet.  

Nachweiskarte und Gefährdung der Frühlings-Seidenbiene in Deutschland

Wie ¾ aller Wildbienenarten in Deutschland nistet auch die Frühlings-Seidenbiene im Boden. Dies tut sie zumeist in größeren Kolonien mit teilweise mehreren 100 Nestern. Dabei errichtet sie einen bis zu 30 Zentimeter, selten bis zu 50 Zentimeter, tiefen Hauptgang im Erdreich. Die davon abgehenden Seitengänge enden in bis zu sechs Brutzellen.

Entgegen ihrer später im Jahr fliegenden Gattungsgenossen (Efeu-Seidenbiene), ist die Frühlings-Seidenbiene bereits ab März unterwegs. Wie andere sehr früh fliegende Bienenarten überwintert unsere Wildbiene des Monats als voll entwickeltes Insekt in ihrer unterirdischen Brutzelle. Die Flugzeit erstreckt sich bis Ende April / Anfang Mai, wobei in diesem Zeitraum lediglich eine Generation aufkommt.

Rainfarn ist ein echter Wildbienenmagnet (it's no game/CC BY 2.0)
Riesen-Blutbiene verlässt Nest der Seidenbiene (© Albert Krebs)

Ihre Nahrung bezieht die Seidenbiene ausnahmslos von Weidenarten. Eine besondere Vorliebe hat sie für Sal- und Grauweiden entwickelt. Wie eine Vielzahl anderer Bienen wird auch die Frühlings-Seidenbiene von einer Kuckucksbienenart parasitiert. An den Nistplätzen der Frühlings-Seidenbiene ist ab etwa Mitte April regelmäßig eine sehr auffällige Kuckucksbiene mit blutrotem Hinterleib anzutreffen. Die Riesen-Blutbiene schmuggelt ihre Eier in die Nester der Frühlings-Seidenbiene. Die schlüpfenden Larven ernähren sich daraufhin am fremden Pollenvorrat.

Männchen und Weibchen vor dem Nesteingang

Die überaus friedlichen Frühlings-Seidenbiene geben den Startschuss für das Bienenjahr. Damit dies so bleibt benötigen sie zu ihrem Erhalt offene Sandflächen und ausreichend Weidebestände. Ursprünglich war die Biene eine Bewohnerin der Flussauen mit Uferwäldern und -gebüschen. Heutzutage kommt sie regelmäßig in flussnahen Sand- und Kiesgruben und auch im Siedlungsraum vor. Hilfe für die Frühlings-Seidenbienen und ihre verwandten Bienenarten ist möglich: Wenn Sie einen eigenen Garten haben, lohnt sich Folgendes: Suchen Sie in Ihrem Garten ein sonniges Plätzchen. Stechen Sie mit dem Spaten eine kleine Bruchkante in den Boden. Lassen Sie auch lückige Stellen im Garten zu. In diesen Rohboden bauen die Sandbienen ihre Niströhren. Mähen Sie spät, wenn möglich erst im Juni und in Streifen oder kleinen Inseln. Und zuletzt: Führen Sie Freunde und Bekannte an die Blüten und zeigen Sie ihnen die emsigen Seidenbienen.

Wertvolle Tipps, wie bienenfreundliche Strukturen gestaltet werden können, finden Sie auf unseren Webseiten: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de.

Schnelle Fakten

 

Name

Frühlings-Seidenbiene (Colletes cunicularius, LINNAEUS 1761)

Flugzeiten

Anfang März bis Anfang Mai

Nahrung und Lebensraum

Spezialisiert auf Weidengewächse, Vorliebe für Sal- und Weidengewächse,

Pionierart: besiedelt Sandflächen in Flussauen, Sand- und Kiesgruben und sandige Flächen im Siedlungsraum

Nistweise

Selbstgegrabene Bodennister im Sand, bildet auch Kolonien mit mehreren 100 Nestern

Parasiten

Riesen-Blutbiene (Sphecodes albilabris)

Gefährdung

Gilt in Deutschland ungefährdet, in Sachsen gefährdet, in Sachsen-Anhalt auf der Vorwarnliste

Besonderheiten

Unter günstigen Bedingungen Ansammlungen von Kolonien mit mehreren tausend Nestern

Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Matthias Helb (2017): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos - Naturführer, Nestbau, Brutpflege, Staatenbildung - die besonderen Verhaltensweisen der Hautflügler

Goulson, Dave (2017): Die seltensten Bienen der Welt. Ein Reisebericht; Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

Hemmer, Cornelis & Corinna Hölzer (2017): Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos, Stuttgart, 2. Auflage; 128 S.

Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim

Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wildbiene des Jahres 2022: Die Rainfarn-Maskenbiene

Wildbiene des Jahres 2022: Rainfarn-Maskenbiene (Hylaeus nigritus, FABRICIUS 1798)

Rainfarn-Maskenbienen-Männchen auf einer Blüte der Magerwiesen-Margerite (Roland Günter)

Für gewöhnlich sind die kleinen Bienenarten schwer zu entdecken und eher unscheinbar. Dabei ist die Gruppe der Maskenbienen in Deutschland mit 39 Arten recht zahlreich vertreten. Maskenbienen sind den ganzen Sommer über aktiv. Was die Wahl ihrer Futterpflanzen betrifft, sind sie eher anspruchslos. Nicht aber die Rainfarn-Maskenbiene.

Der Körper und die Beine der Rainfarn-Maskenbiene sind glänzend schwarz und mit wenigen weißen Zeichnungen bestückt. Die Weibchen haben nur eine kleine, weiße Gesichtszeichnung, mit zwei seitlichen Flecken. Die Männchen hingegen zeigen auf dem Kopfschild eine komplett elfenbeinweiße Maske (namensgebend). Mit ihren nur 9 Millimeter Körpergröße und dem dunklen Erscheinungsbild, wird diese Bienenart womöglich für den Laien nicht auf Anhieb als Biene erkannt.

Nachweiskarte und Gefährdung der Rainfarn-Maskenbiene in Deutschland

Die Rainfarn-Maskenbiene gilt als weit verbreitet. Sie ist in Teilen Nordafrikas und in den meisten europäischen Ländern beheimatet. Sie liebt Lebensräume wie: Magerrasen, Weinberge, Steinbrüche sowie Sand-, Kies- und Lehmgruben. Die Bienenart finden wir auch direkt vor der eigenen Haustür in Gärten und Parkanlagen. Ihre Flugzeit beginnt in unseren Breiten mit der Hauptblüte Ende Mai und endet in den letzten Tagen im August. Rainfarn-Maskenbienen fliegen in einer Generation (univoltin).

Die Weibchen der Rainfarn-Maskenbiene baut ihre Nester oberirdisch in unterschiedlichen Nischen von Trockenmauern, rissigen Betonfassaden, in Gesteinsspalten oder in Ritzen von Abbruchkanten. Dort baut sie bis zu 20 dicht aneinander liegende Brutzellen. Diese kleidet sie mit einem seidigen Sekret aus, ähnlich dem Stoff, aus dem die Kokons von Schmetterlingsraupen bestehen. Die Nistzellen werden mit nektarreichem Futterbrei und je einem Ei bestückt. Abschließend verschließt sie die Zellen mit einem Sekretdeckel.

Rainfarn ist ein echter Wildbienenmagnet (it's no game/CC BY 2.0)
Rainfarn ist ein echter Wildbienenmagnet (it's no game/CC BY 2.0)

Maskenbienen besitzen, ähnlich wie bei Blutbienen (Sphecodes) oder Seidenbienen (Colletes), kurze abgestumpfte Zungen. Somit sind sie auf frei zugängliche Blütenpflanzen angewiesen. Wie der deutsche Name der Bienenart schon vermuten lässt, ist der Rainfarn (Tanacetum vulgare) ihre Leibspeise. Auch andere Korbblütler haben es ihr angetan. So sammelt sie Blütenpollen auch an Flockenblumen (Centaurea spec.), Färberkamille (Anthemis tinctoria), Margerite (Leucanthemum spec.) und Schafgarbe (Achillea spec.).

Alle Maskenbienenarten in Europa sind nahezu unbehaart, was einen Anhaltspunkt für ihr Sammelverhalten gibt. Da sie weder eine Bauchbürste noch Pollenhöschen besitzen, um darin den Blütenstaub zu transportieren, müssen sie diesen auf andere Weise davontragen. Ihr Sammelverhalten überrascht und ist einzigartig in der Welt der Wildbienen. Maskenbienen nehmen den Pollen mit einem Borstenkamm der Unterkiefer auf, verschlucken ihn und transportieren ihn so im Kropf zum Nest. Dort angekommen würgen sie Pollen und Nektar wieder aus, um daraus den Futtervorrat für die aus dem Ei geschlüpften Larven sicherzustellen.

Weibchen zusammen mit Kleiner Blattschneiderbiene beim Pollenschlucken auf Wiesen-Flockenblume (Albert Krebs)

Wer dieser und anderen Wildbienenarten in ihrem Bestand helfen möchte kann mit heimischen Blütenpflanzen und kleinen Steinhaufen schon große Wirkung erzielen. Früh- und spätblühende Korbblütler gehören in jeden Garten und auf jeden insektenfreundlichen Balkon. Ihr Nektar und Pollen sind für Maskenbienen und andere Insektenarten mit kurzem Rüssel gut erreichbar.

Wertvolle Tipps, wie bienenfreundliche Strukturen gestaltet werden können, finden Sie auf unseren Webseiten: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de.

Schnelle Fakten

 

Name

Rainfarn-Maskenbiene (Hylaeus nigritus, Fabricius 1798)

Flugzeiten

In einer Generation von Ende Mai bis Ende August

Nahrung und Lebensraum

Spezialisiert auf Korbblütler mit Vorliebe für Rainfarn. Lebt auf Trockenstandorten wie Magerrasen, Steinbrüchen, Sand-, Kies- und Lehmgruben, aber auch in Parkanlagen und Gärten zu finden

Nistweise

Nistet oberirdisch im Mauerritzen und Abbruchkanten

Parasiten

Schmalbauchwespen (Gasteruptionidae)

Gefährdung

Gilt in Deutschland als nicht gefährdet, ist jedoch in Schleswig-Holstein ausgestorben/verschollen und anderen Bundesländern teilweise stark gefährdet oder auf der Vorwarnliste zu finden, im Süden häufiger

Besonderheiten

Sammelt Pollen mit den Mundwerkzeugen und transportiert diesen im Kropf zum Nest

Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Matthias Helb (2017): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos - Naturführer, Nestbau, Brutpflege, Staatenbildung - die besonderen Verhaltensweisen der Hautflügler

Goulson, Dave (2017): Die seltensten Bienen der Welt. Ein Reisebericht; Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG

Hemmer, Cornelis & Corinna Hölzer (2017): Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos, Stuttgart, 2. Auflage; 128 S.

Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim

Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wildbiene des Jahres 2021: Die Mai-Langhornbiene

Wildbiene des Jahres 2021: Die Mai-Langhornbiene (Eucera nigrescens, PÉREZ 1879)

Männchen der Mai-Langhornbiene (Bildautorin: Angela Di Matteo)

Ein sonniger Tag Mitte Mai: Wir sind auf einer Streuobstwiese. Die vielen bunten Blüten und Gerüche unter den Obstbäumen lassen uns den Alltag vergessen. Herrlich, diese Stille. Nur vereinzeln hören wir Summen und Vogelgezwitscher. Plötzlich nähert sich eine kleine Biene. Doch was ist das: ihr Aussehen ist anders als eine Honigbiene. Ihr Körper ist plumper und pelziger. Doch ihre langen schwarzen Fühler verraten, wer vor uns so geschwind hin- und herfliegt: eine Mai-Langhornbiene. Der Arbeitskreis Wildbienen-Kataster ernannte sie zur Wildbiene des Jahres 2021.

Zwischen Nachtquartier und Patrouillenflügen

Wir sehen das Männchen der Mai-Langhornbiene zwischen den zahlreichen Blüten umherfliegen. Auf uns wirkt es so, als flöge sie Patrouille. Mag das die Reviermarkierung sein, von der wir auch bei Wildbienen lesen können? Wir nähern uns dem Wildbienen-Männchen und sehen, dass sein Kopf große, schwarze Fühler hat. Diese sind schätzungsweise so lang wie der Körper. Und zwischen den Fühlern, was ist das? Kleine Blütenpollen verraten uns, dass sie in der letzten Nacht - vielleicht mit Artgenossen gemeinschaftlich - in Blüten übernachtete. Von der Mai-Langhornbiene sind auch andere Schlafplätze bekannt, wie zum Beispiel das Festhalten an Pflanzenstängeln. Ihre Mundwerkzeuge sind so stark, dass sie die ganze Nacht seitwärts oder manches Mal auch kopfüber dort verharren können.

Die Weibchen und ihr Nachwuchs

Weibchen bei der Nahrungsaufnahme an der Zaun-Wicke (Bildautor: Albert Krebs)

Wir haben Glück: Es taucht ein Weibchen auf. Ihre Fühler sind kürzer. Wir erkennen die auffällig borstig behaarten Hinterbeine. Mit diesen Borsten ist die Biene in der Lage, Blütenpollen aufzunehmen und zu ihrem Nistplatz zu transportieren. Diesen Pollen sammelt sie für ihren Nachwuchs. Uns fällt auf, dass das Weibchen direkt auf den Boden fliegt. Was macht sie da? Sucht sie etwas und wenn ja, was? Uns wird klar, dass bodennistende Arten unbewachsene Stellen am Boden suchen. Diese Bereiche sollten sandig oder lehmig sein und auch gerne am Hang liegen. Dort baut das Weibchen der Mai-Langhornbiene ihre Nester. Zuvor verpaart sie sich mit einem Langhornbienen-Männchen. Die Nester gräbt sie als schmalen bleistiftdicken Gang in die Erde. Am Ende nach etwa 20 oder 30 Zentimetern schafft sie einzelne, kleine Höhlen. Ihre Gänge stabilisiert sie mit einem selbstproduzierten Sekret. Schließlich sollen die Wände nicht einfallen. Wir beobachten weiter, dass das Weibchen emsig in jede Höhle Blütenpollen hineinträgt. Dieser Pollen dient als Futter für ihre eigenen Nachkommen. Auf diesen Futterdepots platziert sie jeweils ein Ei. Während Weibchen andere Wildbienenarten den Proviant für die Larven zu einer Kugel formen, verzichtet das Weibchen der Mai-Langhornbiene auf diesen Aufwand. Sie kämmt dazu einfach nur den Pollen aus den Borsten ihrer Hinterbeine.

Wählerisch bei der Nahrungssuche

Den Blütenpollen sucht das Weibchen der Mai-Langhornbiene ausschließlich von Schmetterlingsblütlern. Wir können sie dafür besonders gerne an der Zaun-Wicke Pollen beobachten. Ihr bevorzugten Pflanzen findet sie auf Fettwiesen, an Dämmen oder an Säumen von Hecken oder Waldrändern. Blütenpollen von anderen Pflanzenfamilien kann der Nachwuchs nicht verwerten. Die Wissenschaft hat übrigens dafür einen eigenen Begriff geschaffen. Sie bezeichnet das Verhalten als oligolektisch. Das heißt, die Biene ist auf wenige Pflanzen angewiesen an den sie Pollen und Nektar sammelt.

Gegenspieler und Verwandte

Langhornbiene an der Sexualtäuschblüte einer Hummel-Ragwurz (Bildautorin: Michaela Beitzinger)

Die Versorgung der Nachkommen ist die Hauptbeschäftigung des Mai-Langhornbiene-Weibchens. Doch die müssen bei dieser Beschäftigung auf der Hut sein. So manches Nest wird von der Langkopf-Wespenbiene ausgespäht. Die Wespenbiene gehört zu den sogenannten Kuckucks- oder Schmarotzerbienen. Sie parasitiert an dem Eigelege der Mai-Langhornbiene. Dafür krabbelt die Wespenbiene in die Erdgänge und legt ihr Ei zu dem Ei ihres Wirtes. Die Larve des Kuckucks ernährt sich von den Pollenvorräten der Langhornbiene. Letztere verkümmert und stirbt schließlich.

Interessant ist auch, dass andere Wildbienenarten ähnlich aussehen, wie die Mai-Langhornbiene und es so für uns zu einer Verwechselung kommen kann. So gibt es zum Beispiel die Juni-Langhornbiene. Wir können sie am besten durch ihre spätere Flugzeit von den zuvor fliegenden Verwandten unterscheiden. Es verwundert also nicht, dass beide Arten noch vor 30 Jahren zu einer Art zusammengefasst wurden.

Seit dem Jahr 2013 wählt das Kuratorium des Arbeitskreises Wildbienen-Kataster eine „Wildbiene des Jahres“. Ihr es dabei wichtig, auf die Besonderheiten und Gefahren der Wildbienen aufmerksam zu machen. Weil die Mai-Langhornbiene so etwas besonders unter den Bienenarten darstellt, wurde sie von der Initiative Deutschland summt! schon im Mai 2019 zur „Wildbiene des Monats“ erklärt.

Verbreitung und Überblick der Mai-Langhornbiene

Nachweiskarte und Gefährdung der Mai-Langhornbiene in Deutschland

Literatur 

http://www.wildbienen-kataster.de/

Amiet, Felix & Krebs, Albert (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos - Naturführer, Nestbau, Brutpflege, Staatenbildung - die besonderen Verhaltensweisen der Hautflügler

Scheuchl, Erwin, & Willner, Wolfgang (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Porträt; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim

Westrich, Paul (2018): Die Wildbienen Deutschlands, 1700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wildbiene des Jahres 2020: Die Auen-Schenkelbiene

Wildbiene des Jahres 2020: Die Auen-Schenkelbiene (Macropis europaea, WARNCKE 1973)

Weibchen der Auen-Schenkelbiene ruhend auf Gilbweiderich

Die Ölsammlerin Macropis europaea ist Wildbiene des Jahres 2020. Dieses besondere Sammelverhalten teilt sie lediglich mit ihrer Gattungsverwandten, der Wald-Schenkelbiene. Die auf Feuchtgebiete angewiesene Biene lebt solitär, das heißt sie ist wie knapp 90 % unserer heimischen Wildbienen Einzelgängerin.

Der kurze gedrungene Körper der Biene ist nur wenig behaart. Ihr schmaler Hinterleib ist durch weiße Randbinden gekennzeichnet. Auffällig sind zudem ihre Sammelbürsten an den Hinterbeinen. Die kurzrüsslige Bienenart ist mit 8-9 mm etwas kleiner als die Arbeiterinnen der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera).

Nachweiskarte und Gefährdung der Auen-Schenkelbiene in Deutschland

Neben ihrer europäischen Verbreitung von Portugal, Südengland, Teilen Skandinaviens bis Norditalien und Georgien, ist sie auch im Kaukasus, dem nördlichen Zentralasien und Westsibirien beheimatet. In Deutschland ist sie aus allen Gebieten gemeldet (Siehe Verbreitungskarte). Man findet die weit verbreitete Biene an Gewässerufern in Fluss- und Bachauen, Hochwasserdämmen, Mooren und anderen Feuchtgebieten, überall dort wo reiche Bestände des Gewöhnlichen Gilbweiderichs (Lysimachia vulgaris) ausgebildet sind.

Wie etwa 75% der heimischen Wildbienen nistet die Auen-Schenkelbiene im Boden. Ihre Nester werden im Boden mit einem Hauptgang und mindestens zwei Seitengängen angelegt, an deren Enden sich die Brutzellen befinden. Nach der Fertigstellung werden die Nisteingänge gründlich unter Gras oder Moos versteckt. Die Auen-Schenkelbiene benötigt zudem wasserabweisende Blumenöle als Teil der Brutnahrung und zum Auskleiden der Brutzellen. Durch dieses Baumaterial schützt sie ihre Nachkommen vor Feuchtigkeit und beugt der Schimmelbildung vor. Als Beimengung zum Pollen ist es, neben geringen Mengen Nektar, Bestandteil des Larvenfutters. Schenkelbienen sind Früh- bzw. Hochsommerarten. Die Wildbiene des Jahres ist von Anfang Juli bis spätestens Anfang September unterwegs. 

Die Ölpflanze Lysimachia vulgaris ist die einzige Pollenquelle der Auen-Schenkelbiene

Die stark spezialisierte Biene ist auf Ölblumen der Gattung Lysimachia (Gilbweiderich) angewiesen. Die oligolektische Art sammelt dabei Öl und Pollen am Gewöhnlichen Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) und gelegentlich auch am Punkt-Gilbweiderich (Lysimachia punctata). Ölpflanzen bieten jedoch keinen Nektar, daher ist die Schenkelbiene auf zusätzliche Nektarquellen in unmittelbarer Umgebung ihrer Erdnester angewiesen. Hier sammelt sie gern an typischen Pflanzen der Ufer- und Hochstaudenfluren wie: Blutweiderich (Lythrum salicaria), Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre) oder Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre). Es sind Besuche an über 70 weiteren nektarliefernden Pflanzen bekannt.

Schmuckbiene auf Habichtskraut (Hieracium spec.)

Bei Schenkelbienen tritt lediglich die Schmuckbiene (Epeoloides coecutiens) Kucucksbiene auf, welche ausschließlich bei den zwei heimischen Schenkelbienen parasitiert. Gegenwärtig wird die Art als nicht gefährdet eingestuft, jedoch setzen Flussbegradigungen und die Mahd von Ufervegetation im Sommer der Art zu. Wenn sie selbst aktiv etwas für diese außergewöhnliche Biene tun möchten, dann pflanzen sie größere Bestände des Gewöhnlichen Gilbweiderichs am Rande des Gartenteiches und die Schenkelbienen lassen sich auch im eigenen heimischen Garten beobachten.  

Seit 2013 wählt das Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ des Arbeitskreises Wildbienen-Kataster eine interessante Art als Vertreterin für diese vielfältige Insektengruppe, um auf die Besonderheiten und Gefahren der Wildbienen aufmerksam zu machen.  Erstmals gibt das Kuratorium gemeinsam mit dem NABU Baden-Württemberg die Wildbiene des Jahres bekannt.

Literatur 

http://www.wildbienen-kataster.de/

Amiet, Felix & Krebs, Albert (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos - Naturführer, Nestbau, Brutpflege, Staatenbildung - die besonderen Verhaltensweisen der Hautflügler

Hemmer, Cornelis & Corinna Hölzer (2017): Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei, Kosmos-Verlag, Stuttgart

Michener, Charles D. (2007): The Bees of the WorldThe Johns Hopkins University Press, Baltimore

NABU Baden-Württemberg (2019): Auen-Schenkelbiene ist Wildbiene des Jahres 2020

Scheuchl, Erwin, & Willner, Wolfgang (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Porträt; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim

Vogel, S. (1986). Ölblumen und ölsammelnde Bienen II. Lysimachia und Macropis. Tropische und Subtropische Pflanzenwelt, 54, 147-312.

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands, 2.Aufl., 1700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wildbiene des Jahres 2019: Die Blauschillernde Sandbiene

Wildbiene des Jahres 2019: Die Blauschillernde Sandbiene (Andrena agilissima, SCOPOLI 1770)

Verpaarung von Andrena agilissima

Die auffällige Sandbiene Andrena agilissima ist die Wildbiene des Jahres 2019. Der Arbeitskreis Wildbienen-Kataster kürte die Biene aufgrund ihres auffallenden Äußeren und dem gebotenen Schutz der Art aufgrund der Bedrohungslage in unserer heutigen „ausgeräumten“ Kulturlandschaft. Sie ist eine typische Wildbienenart der strukturreichen Agrarlandschaft und kann durch ihre Körpermerkmale zudem gut als Art im Gelände bestimmt werden. Eine Verwechslungsgefahr besteht mit der Weißen und Schwarzen Köhlersandbiene (Andrena nigrospina und Andrena pilipes) sowie der Grauschwarzen Düstersandbiene (Andrena cineraria).

Die Blauschillernde Sandbiene wird auch als Senf-Blauschillersandbiene bezeichnet, was zum einen mit ihrer Nahrungsvorliebe, dem Acker-Senf (Sinapis arvensis) und zum anderen mit ihrer bläulichen Erscheinung zusammenhängt. Der blaumetallisch schimmernde Körper unserer Wildbiene des Jahres und die Heidelbeerblau reflektierenden Flügel werden durch die weiße Behaarung an Kopf, Brustabschnitt, Hinterbeinen und der Hinterleibsspitze kontrastiert. Die Männchen sind mit 14 bis 15 Millimeter in etwa so groß wie die Weibchen. Die Senf-Wespenbiene (Nomada melathoracica) imitiert den Nestgeruch der Blauschillernden Sandbiene (Andrena agilissima), wodurch sie die Behausungen als Kuckucksbiene infiltriert. Auch die Gelbfühler-Wespenbiene (Nomada fulvicornis) ist als Brutparasit schon nachgewiesen worden.

Nachweiskarte und Gefährdung der Blauschillernden Sandbiene in Deutschland

Die weit verbreitete, aber in ihrem Vorkommen doch relativ seltene Sandbiene findet sich in den Maghreb-Staaten Nordafrikas, wie auch in Süd-, Mittel- und Osteuropa. Ihre natürliche nördliche Verbreitung reicht bisher bis etwa 51 Grad Nord (Mitteldeutschland, Polen). Seit wenigen Jahren gibt es immer wieder auch einzelne Nachweise im Norddeutschen Tiefland. Etwas häufiger findet sich die trocken-warm liebende Art in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Dabei wird sie nach der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten zumeist als „gefährdet“ bis „stark gefährdet“ eingestuft.

Die schnell fliegende Wildbiene („agilis“, lat. = schnell, eifrig, geschäftig) überwintert als voll entwickeltes Insekt (Imago) und ist ab Mai bis Anfang Juli unterwegs. Besonders die Männchen erkunden ihre Umgebung mit hohem Flugtempo. Ihre Nester legen die Weibchen in selbstgegrabenen Hohlräumen von Löss-Steilwänden und in Sand- oder Lehmböden an. So sind sie auch in manchen Kiesgruben nachzuweisen. Aber auch Waldsäume, Flussufer, trockene Mager- und Fettwiesen gehören zu ihrem Lebensraum. Im Siedlungsbereich bauen sie ihre Kinderstuben zuweilen in Mauerfugen oder - mit entsprechend vorhandenen Habitaten - auch in Gärten. Durch ihre kommunale Nistweise, mit 100 Weibchen und mehr, nutzen mehrere Weibchen einer Generation denselben Nisteingang, um die Pollenvorräte für ihre Eiergelege zu befüllen. Damit gelingt es ihnen auch, mögliche Brutparasiten besser abzuwehren.

Typischer Lebensraum für Erstbesiedler - Steilwände aus Löss bieten ideale Bedingungen für eine Vielzahl von Insektenarten

Die Blauschillernde Sandbiene fliegt auf die Pflanzenfamilie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Sie bevorzugt den Raps (Brassica napus) der als Massentracht im Mai gesammelt wird. Wenn der verblüt ist, nutzt sie zudem andere Nahrungsquellen, wie Acker-Senf (Sinapsis arvensis), Weiß-Senf (Sinapis alba), Ölrettich (Varietät von Raphanus sativus), Leindotter (Camelina sativa), Winterkresse (Barbarea vulgaris) und Hederich (Raphanus raphanistrum). Dabei ist sie in der Lage, Entfernungen bis zu einem Kilometer für die Nahrungssuche auf sich nehmen.

Das Zuschütten von Sand-, Lehm- und Kiesgruben, die Fragmentierung von Nahrungsflächen und der intensive Einsatz von Pestiziden führen zu alarmierenden Verlusten von Nist- und Nahrungsangeboten für die Wildbiene des Jahres 2019. Durch die flächendeckende Dezimierung der Ackerbegleitflur fehlt es vielerorts an geeigneten Futterpflanzen. Ansaaten mit den genannten Futterpflanzen ab März und Blüte ab Mai können helfen, diese Nahrungsknappheit abzumildern. Um dem Lebensraumverlust in einem kleinen Maßstab entgegenzuwirken, bietet es sich außerdem an, für die Wildbienenart eine kleine Steilwand aus Löss zu bauen, die an einem sonnigen Standort am Haus oder im Garten aufgestellt wird. Auch weitere Arten profitieren davon.

Literatur 

http://www.wildbienen-kataster.de/

Amiet, Felix & Krebs, Albert (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos - Naturführer, Nestbau, Brutpflege, Staatenbildung - die besonderen Verhaltensweisen der Hautflügler

Scheuchl, Erwin, & Willner, Wolfgang (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Porträt; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim

Westrich, Paul (2018): Die Wildbienen Deutschlands, 1700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wildbienen-Kataster (2019): Wildbiene des Jahres 2019 – Die Senf-Blauschillersandbiene – Am liebsten gelb; Faltblatt, 8 Seiten

Wildbiene des Jahres 2018: Die Gelbbindige Furchenbiene

Wildbiene des Jahres 2018: Die Gelbbindige Furchenbiene (Halictus scabiosae, ROSSI 1790)

Männchen der Gelbbindigen Furchenbiene auf Flachblättrigem Mannstreu (Eryngium planum)

Die Gelbbindige Furchenbiene gehört zur Gattung Halictus, die in Deutschland mit 17 Arten vertreten ist. Die Weibchen können bis zu 14 Millimeter und die Männchen bis zu 13 Millimeter groß werden. Charakteristisch für Furchenbienen sind ihre schmalen Körperformen, wobei die Männchen noch deutlich schlanker sind als die Weibchen. Letztere besitzen eine Sammelbürste an den Hinterbeinen. Sehr auffällig bei der Gelbbindigen Furchenbiene sind ihre hellen, breiten, ockergelben Hinterleibsbinden (Tergitbinden). Ein weiteres Merkmal sind die ausgeprägten langen schwarzen Antennen der schlanken Männchen.

Die eurasische Verbreitung reicht von den Niederlanden über Deutschland bis in die Ukraine und die West-Türkei. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt im mediterranen Raum. Sie favorisiert trockenwarme Standorte wie helle Waldsäume sowie Sand- und Lehmgruben, aber auch Ruderalflächen im Siedlungsbereich. Bis in die 1990er Jahre war sie lediglich in den südlichen Bundesländern Deutschlands anzutreffen. Mittlerweile ist die wärmliebende Art bis in die nördlicheren Mittelgebirge vorgedrungen. Damit veranschaulicht sie die Änderung der klimatischen Bedingungen und kann als Bioindikator gesehen werden, da sie sich neu entstehende warmtrockene Standorte zunutze macht.

Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa), wichtige Futterpflanze für Wildbienen und Schmetterlinge

Entgegen der Mehrheit von etwa 90 Prozent solitär lebender Wildbienenarten leben viele Furchenbienenarten in eusozialen Strukturen. Daher herrscht auch eine Arbeitsteilung in der kleinen Gemeinschaft. Die Weibchen erscheinen ab April, die Männchen ab Juni. Nach der Gründung eines neuen Erdnestes in kahlen oder schütter bewachsenen Sand-, Löss- oder Lehmflächen übernimmt das größte und vitalste der im Vorjahr begatteten Weibchen die Position der Königin. Damit ist sie für die Eiablage und die Sicherung des Nesteingangs zuständig. Ihre Schwestern tragen als Baumeisterinnen Sorge für die Errichtung von Brutzellen und erledigen die Verproviantierungsflüge, um den Nachschub an Pollen und Nektar zu sichern. Bei der Auswahl ihrer Nahrungspflanzen ist sie nur bedingt wählerisch, denn sie nutzt nachgewiesenermaßen die drei Pflanzenfamilien Korbblütler (Asteraceae), Windengewächse (Convolvulaceae) und Kardengewächse (Dipsacaceae). Dabei scheint sie eine Schwäche für Flockenblumen (Centaurea spec.), Ferkelkraut (Hypochaeris radicata) und Distelarten (Carduoideae) zu haben.

Weibchen der Gelbbindigen-Furchenbiene bei der Pollen- und Nektaraufnahme auf Pippau (Crepis)

Wenn die Versorgung des Nachwuchses gesichert ist, werden die Arbeiterinnen aus ihren Diensten entlassen. Ihnen wird der Zugang zum Nest durch die Königin verwehrt. Die Verstoßenen graben sich nun im Sommer entweder eigene Nistgänge oder besetzen fremde Nester, auch von anderen Bienenarten. Ab Mitte Juli schlüpfen die Männchen und Weibchen der neuen Generation. Die begatteten Weibchen überwintern wiederum gemeinsam in einem Erdnest, und der Zyklus beginnt von neuem. Diese Lebensweise ermöglicht es, die Gelbbindige Furchenbiene von April bis Oktober beobachten zu können.

Die Lebensräume der Gelbbindigen Furchenbiene sollten wie auch die vieler anderer Wildbienenarten in Deutschland struktur- und artenreich sein. Diese Art ist zwar gegenwärtig nicht akut gefährdet, doch droht sich dieser Zustand in Kürze zu ändern. Ihr Lebensraum und ein vielfältiges Nahrungsangebot drohen verloren zu gehen. Bei zunehmender Ausbreitung von monotonen Acker- und Siedlungsflächen schwinden Blühflächen und der Biotopverbund. Daher sind der Erhalt und die Vermehrung von blumenreichen Wiesen und Wegrändern mit heimischen, standortgerechten Blühpflanzen eine der wichtigen Maßnahmen, um den Artenschutz von Bestäuberinsekten zu befördern.

Wildbiene des Jahres 2017: Die Knautien-Sandbiene

Wildbiene des Jahres 2017: Die Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana)

Knautien-Sandbiene (© Hans-Jürgen Sessner)

Die Knautien-Sandbiene (Andrena hattofiana) steht repräsentativ für viele andere gefährdete Nahrungsspezialisten unter den Wildbienen. Sie bedient sich zur Aufzucht ihrer Brut nämlich nur des Pollenvorrats einer ganz bestimmten Pflanzenart: der Wiesen-Witwenblume (Knautia arvensis). Die Pflanze blüht leuchtend lila und wächst auf nährstoffreichen Wiesen meist am Weges- und Ackerrand. Die Pollen der Wiesen-Witwenblume sind hellrosa bis rot. Wenn die Knautien-Sandbiene diese farbigen Pollenkörner sammelt, bleiben die Pollen an ihren Beinen kleben. Eines der Erkennungsmerkmale dieser Bienenart sind daher die „roten Hosen“. Darüber hinaus ist auch das Hinterteil der 13-16 mm großen Bienen auffällig rot gefärbt, woran man sie im Feld deutlich von anderen Arten unterscheiden kann. Die Flugzeit von A. hattorfiana beginnt im Juni und endet zum August.

Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und daher Verkleinerung des Lebensraumes der Wiesen-Witwenblume wurde der Knautien-Sandbiene das Nahrungsangebot vielerorts genommen. Oftmals werden auch im Sommer, wenn die Pflanzen sonst blühen würden, die Randstreifen der Äcker gemäht oder mit Pestiziden gespritzt. Auch in Siedlungsräumen werden vermeidlich „unschöne“, „wilde“ Blühstreifen durch grünen Rasen oder Zement ersetzt. Daher findet die Wiesen-Witwenblume – wobei sie sonst bei ihren Standortvorlieben sehr flexibel ist – viel weniger Lebensraum. Weil die Knautien-Sandbiene nur auf diese Pflanze spezialisiert ist, hat sie vielerorts nun keine Lebenschance mehr.

Würde in der Landwirtschaft die traditionelle ein- bis zweimalige Mahd vorgeschrieben, könnte die Wiesen-Witwenblume in Deutschland wieder viel öfter blühen. Auch das gezielte Ausstreuen einer Blütenmischung mit Samen der Pflanze, ganz egal ob im Siedlungsraum oder auf freien Wiesen, hilft, die Wiesen-Witwenblume und somit auch die Knautien-Sandbiene wieder auf die Wiesen des Landes zurückzubringen.

Wildbiene des Jahres 2016: Die Bunte Hummel

Wildbiene des Jahres 2016: Die Bunte Hummel (Waldhummel) (Bombus sylvarum)

Bunte Hummel (© lifar, lizensiert unter CC_BY_SA_4 über Wikimedia Commons)

Die Bunte Hummel (Bombus sylvarum) ist besser unter dem Namen Waldhummel bekannt, der jedoch irreführend ist, da diese Wildbienenart gar nicht in Wäldern lebt, sondern offenes Gelände bewohnt. In Expertenkreisen wird daher zunehmend die Bezeichnung "Bunte Hummel" verwendet. Diese verweist auf die abwechslungsreiche Färbung der Tiere. Durch die Kombination aus einer schwarzen Querbinde auf der Brustoberseite und einem orangerot gefärbtem Körperende ist die Bunte Hummel auch im Freiland recht sicher zu bestimmen. Sie ist von April bis Oktober zu beobachten.

Der Lebensraum der Bunten Hummel umfasst Waldränder, (Streuobst-) Wiesen, Gräben und Böschungen, auch in Gärten und Parkanlagen ist sie bisweilen anzutreffen. Sie kommt in den Bergen bis zu Höhen um die 1.400 Meter vor, bevorzugt jedoch tiefere Lagen und speziell wärmebegünstigte flussnahe Gebiete. Sie nistet entweder unterirdisch, beispielsweise in verlassenen Mäusenestern oder über der Erde in Hohlräumen oder unter Grasbüscheln. Die Völker der Bunten Hummel sind mit einer maximalen Größe von rund 150 Tieren vergleichsweise klein.

In Deutschland ist die Bunte Hummel in Süd- und Ostdeutschland noch recht weit verbreitet, auch in und um Berlin ist sie nachgewiesen. In Nordwestdeutschland ist sie dagegen kaum mehr anzutreffen. Zwar kann die Bunte Hummel mit ihrem mittellangen Rüssel viele unterschiedliche Pflanzenarten zur Nektaraufnahme nutzen, trotzdem wurde sie inzwischen auf die Vorwarnliste gefährdeter Tierarten gesetzt. Das hängt primär mit der Tatsache zusammen, dass die intensive Landwirtschaft zu einem dramatischen Rückgang des Blütenangebots in den ländlichen Gebieten geführt hat. Nicht nur die Bunte Hummel, auch zahlreiche andere Arten aus der Gruppe der Blütenbestäuber finden daher nicht mehr genügend Futter und verschwinden zunehmend. Neben dem Nahrungsmangel trägt auch der massive Einsatz von synthetisch-chemischen Pflanzenschutzmitteln entscheidend zur Verödung unserer Kulturlandschaften bei.

Wildbiene des Jahres 2015: Die Zaunrüben-Sandbiene

Wildbiene des Jahres 2015: Die Zaunrüben-Sandbiene (Andrena florea)

Zaunrüben-Sandbiene (© Matthias Schindler)

Die Zaunrüben-Sandbiene (Adrena florea) ist eine ausgesprochene Nahrungsspezialistin. Sie sucht Nektar und Blütenpollen ausschließlich an der Weißen Zaunrübe (Bryonia alba) und der Rotfrüchtigen Zaunrübe (Bryonia dioica, siehe Abbildung rechts). Die zu den Kürbisgewächsen gehörenden Zaunrüben wachsen an Gehölzen in Auwäldern auf frischen, nährstoffreichen Lehmböden.

Zaunrübe (Bryonia dioica) (Zeichnung aus "Deutschlands Flora in Abbildungen" von Johann Georg Sturm (Wikipedia))

Der Eingang zum Nest ist unauffällig und häufig in der Nähe ihrer Nahrungspflanze angelegt. Die Zaunrüben-Sandbiene gräbt bis zu 10 cm tiefe Niströhren in den spärlich bewachsenen Untergrund. In diesen Niströhren versorgt sie ihre Brut mit dem eiweißhaltigen Pollen. Von Mai bis August kann man die Zaunrüben-Wildbiene beobachten.

Wildbiene des Jahres 2015 (Broschüre, PDF)

Das Wildbienenkataster hat sich zum Ziel gesetzt, die heimischen Bienenarten einschließlich der dazugehörigen ökologischen Daten zentral zu erfassen und laufend fortzuschreiben. Seit dem Jahr 2013 wird von einem Kuratorium die "Wildbiene des Jahres" ausgewählt, um so die Welt der Wildbienen der breiten Bevölkerung bekannter zu machen.

Wildbiene des Jahres 2014: Die Garten-Wollbiene (Flyer, PDF)

Wildbiene des Jahres 2013: Die Zweifarbige Schneckenhausbiene (Flyer, PDF)

Wildbiene des Jahres 2014: Die Garten-Wollbiene

Wildbiene des Jahre 2014: Die Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum)

Garten-Wollbiene (© Hans-Jürgen Sessner)

Die Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) ist die häufigste unter den Wollbienenarten. Sie ist in Gärten und Parkanlagen verbreitet. Daneben besiedelt sie auch Trockenhänge, Waldränder sowie Lehm- und Tongruben. Die Bezeichnung "Wollbiene" rührt daher, dass diese Arten Nistzellen ihrer Nachkommen mit Pflanzenhaaren bzw. Pflanzenwolle ausstaffieren. Interessant ist, dass diese Pflanzenhaare mit pflanzlichen Drüsensekreten imprägniert werden. Zum Transport dieser Sekrete besitzen die Tiere eine spezielle Haarbürste an den Beinen. Den lebenswichtigen Pflanzenpollen transportieren die Wollbienen dagegen mittels einer Bauchbürste, die ebenfalls aus feinen dichtstehenden Härchen besteht. Das Imprägnieren der Nisträume soll vermutlich dem Eindringen von Feuchtigkeit und damit der Schimmelbildung vorbeugen.

Bei der Auswahl eines Nistplatzes ist die Garten-Wollbiene nicht wählerisch. Erdlöcher nutzt sie ebenso wie Mauerritzen, verlassene Nester anderer Bienenarten oder Felsspalten. Die Garten-Wollbiene bringt mehrere Nistzellen dicht hintereinander in einem Hohlraum unter. Dieser wird abschließend mit Pflanzenwolle verschlossen, die zusätzlich durch Sandkörner und Holzstückchen verstärkt wird.

Garten-Wollbienen (© Hans-Jürgen Sessner)

Blütenpollen und Nektar sammelt die Garten-Wollbiene hauptsächlich an Lippenblütlern (Lamiaceae) und Schmetterlingsblütlern (Faboideae). Zudem ist sie zum Sammeln von Pflanzenwolle auf stark behaarte Pflanzen, wie zum Beispiel der Gattung Zieste (Stachys), angewiesen. Wenn in Ihrem Garten diese Pflanzen wachsen, stehen die Chancen gut, dass sich Garten-Wollbienen bei Ihnen niederlassen.

Die Männchen der Garten-Wollbiene weisen ein für Insekten ungewöhnliches Revierverhalten auf. Um paarungswillige Weibchen zu finden, patrouillieren sie beharrlich um ihre Nahrungspflanzen herum. Diese werden vom Wollbienenmann gegenüber anderen männlichen Bienen der eigenen Art entschieden verteidigt. Aber auch gegen Männchen anderer Bienenarten, die Nahrungskonkurrenten darstellen, geht die Wollbiene vor. Zu diesem Zweck besitzen die männlichen Garten-Wollbienen einen aus drei Zacken bestehenden Fortsatz am Hinterleib, mit dem sie Konkurrenten rammen. Die Kämpfe mit Männchen der eigenen Art werden äußerst hart ausgetragen und können mitunter den Tod eines der Kontrahenten nach sich ziehen.

Wildbiene des Jahres 2013: Die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene

Wildbiene des Jahres 2013: Die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia bicolor)

Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene (© František ŠARŽÍK, lizensiert unter CC_BY_3 über Wikimedia Commons)

Unter den sieben bei uns heimischen Wildbienenarten, die ihre Eier in Schneckenhäusern deponieren, ist die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia bicolor) die häufigste und bekannteste Art. Sie ist in fast ganz Deutschland anzutreffen - im Süden noch recht häufig, im Norden dagegen nur noch vereinzelt. In Schleswig-Holstein ist sie nicht nachgewiesen. Während die Art in Deutschland insgesamt derzeit nicht als gefährdet eingestuft wird, ist sie in Berlin vom Aussterben bedroht.

Etwa in der Zeit von März bis Juni kann man Zeuge der unter Wildbienen einzigartigen Brutfürsorge der Zweifarbigen Schneckenhaus-Mauerbienen werden. Die Weibchen wählen in der Regel mittelgroße Schneckenhäuser zur Eiablage aus. Meist bauen sie pro Schneckenhaus nur eine Brutkammer, bei großen Schneckenhäusern selten auch bis zu vier. Als Baumaterial verwendet die Wildbiene "Pflanzenmörtel", der aus mit Speichel vermengten Blattstückchen besteht. Hieraus baut sie nicht nur die Wände ihrer Brutkammern. Sie verwendet die Substanz auch, um stellenweise das Schneckenhaus außen damit zu bekleben, um es so besser zu tarnen.

Um ihre Brut zu schützen, unternimmt die Schneckenhaus-Mauerbiene aber noch weitere Anstrengungen. So dreht sie das Schneckenhaus nach Abschluss der Gelegearbeiten so, dass seine Öffnung flach auf dem Boden aufliegt. Zuletzt trägt die Schneckenhaus-Mauerbiene solange Pflanzenmaterialien heran, bis das Schneckenhaus vollständig versteckt ist.

Die stark spezialisierte Nistweise macht die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene besonders störungsanfällig. Diese faszinierenden Wildbienen haben es insbesondere in den aufgeräumten Gärten und Parks schwer, geeignete Lebensräume zu finden. Sie können dieser Wildbienenart helfen, indem Sie in Ihrem Garten leere Schneckenhäuser nicht entfernen. Ferner sollten Sie wilde Ecken stehen lassen und ein vielfältiges Angebot an einheimischen Blütenpflanzen anbieten.

Die anderen in Deutschland heimischen Wildbienenarten, die ihre Gelege ebenfalls in Schneckenhäusern deponieren, heißen: Goldene Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia aurulenta), Bedornte Mauerbiene (Osmia spinulosa), Rotborstige Mauerbiene (Osmia rufohirta), Osmia andrenoides, Osmia versicolor und Osmia viridana (diese drei haben keinen deutschen Namen).

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