Wildbiene

Wildbiene des Monats Monats August 2025: Rainfarn-Seidenbiene (Colletes similis SCHENCK, 1853)

Weibchen bei der Pollen- und Nektaraufnahme auf Magerwiesen-Margerite (© Roland Günter / naturbildarchiv-guenter.de)

Wer im Hochsommer durch blütenreiche Sandlandschaften oder an Wegrändern mit goldgelbem Rainfarn spaziert, kann einer ganz besonderen Wildbiene begegnen: der Rainfarn-Seidenbiene. Wir können sie leicht an ihren weißen Haarbinden erkennen. Mit den Bürsten an ihren Vorderbeinen sammelt sie Pollen, den sie auf ihre Hinterbeine verlagert, um ihn zu transportieren.

Ihr Lebensraum ist geprägt von Sand. Sie besiedelt Binnendünen, Flugsandfelder, Sand- und Kiesgruben sowie sandige Ruderalflächen – seltener auch Löss. Sie ist gut an solch trockene, warme Standorte ange­passt, weshalb der Schutz dieser oft unterschätzten Lebensräume entscheidend für ihr Überleben ist. Schafe, die auf Trockenhängen weiden, halten diese wertvollen Flächen offen, was wiederum das Blüten­angebot sichert und seltene Pflanzen fördert. Ebenso hilfreich ist es, gezielt Gehölze zu entfernen oder eine Fläche durch Mahd abzumagern, um geeignete Lebensräume für diese Bienenart zu schaffen.

Nachweiskarte und Gefährdung der Rainfarn-Seidenbiene (© SMU)

Die Rainfarn-Seidenbiene gräbt ihre Brutröhren in sandige Steilwände, schroffe Abbruchkanten oder kahle, sonnenwarme Flächen. In den Röhren legt sie wiederum die Kammern für ihre Nachkommen an. Diese kleidet die Seidenbiene mit einer wasserabweisenden Substanz aus, die sie aus ihrem Speichel erzeugt. Somit sind Eier und Larven gut vor Feuchtigkeit und Krankheitserregern geschützt. Gleichzeitig sieht die Beschichtung auch sehr hübsch aus. Sie ist seidig-glänzend und der Namensgeber dieser Biene.

Die Rainfarn-Seidenbiene ist von Juni bis September unterwegs und fliegt bevorzugt bei sonnigem Wetter auf blütenreichen Flächen. Im Hochsommer, wenn der intensiv duftende Rainfarn (Tanacetum vulgare) mit seinen leuchtend gelben „Goldknöpfchen“ am Wegrand blüht, sind auch Wildbienen wie die Rainfarn-Seidenbiene nicht weit entfernt. Wie ihr Name bereits verrät, hat sie eine Vorliebe für diese trockenheits­verträgliche Pionierpflanze. Zudem fliegt sie häufig und gern auf Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium), Färber-Kamille (Anthemis tinctoria) und Weiden-Alant (Inula salicina). „Hauptsache Korbblütler“ ist ihre Devise. Doch wo Blütenreichtum ist, bleibt sie selten allein: Die Gewöhnliche Filzbiene (Epeolus variegatus) legt ihre Eier in den Nestern der Rainfarn-Seidenbiene ab. Ihre Larven bedienen sich dann am sorgfältig gesammelten Pollenvorrat der Wirtsbiene.

Männchen der Filzbindigen Seidenbiene auf Rainfarn (© Roland Günter / naturbildarchiv-guenter.de)

Wer der Rainfarn-Seidenbiene helfen möchte, muss nicht gleich eine Binnendüne anlegen, oft reicht schon ein kleiner Schritt in Richtung „Wildnis“. Ob im Garten oder auf dem Balkon: Entscheidend ist, Räume nicht vollständig zu gestalten, sondern auch etwas Unordnung zuzulassen. Offenliegende, sandige Stellen, der Verzicht auf Mulch oder Pestizide, und ein paar heimische Korbblütler – all das kann helfen. Jeder Quadrat­meter zählt, denn selbst kleine Strukturen können in einem Biotopverbund zum wertvollen Trittstein werden. Wer Vielfalt zulässt, lädt auch faszinierende Spezialisten wie die Rainfarn-Seidenbiene in seine unmittelbare Nachbarschaft ein. Weitere Tipps, wie Sie bienenfreundliche Strukturen schaffen, erhalten Sie unter: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de.

Schnelle Fakten

 

Name

Rainfarn-Seidenbiene (Colletes similis Schenck, 1853)

Flugzeiten

Juni–September

Lebensraum

trockenwarme Ruderalflächen / Bahnanlagen / Weinbergbrachen / Hochwasserdämme / Trockenhänge / Sand- und Lehmgruben

Nahrung

spezialisiert (oligolektisch)

Nistweise

nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen in Steilwänden, Abbruchkanten und in vegetationsarmen Flächen

Kuckucksbiene

Gewöhnliche Filzbiene (Epeolus variegatus LINNAEUS, 1758)

Gefährdung

weitverbreitet und mäßig häufig; in Deutschland ungefährdet, in Nieder­sachsen und Sachsen gefährdet

Besonderheiten

kleidet ihre Brutzellen mit einer wasserabweisenden, seidig-glänzenden Substanz aus, um Brutzellen vor Nässe und Krankheitserregern zu schützen

 

Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Scheuchl, Erwin & Willner, Wolfgang (2024): Wildbienen ganz nah – Die 100 häufigsten Arten schnell und sicher unterschieden; Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

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