Wildbiene des Monats August 2023: Die Weißfleckige Wollbiene (Anthidium punctatum,LATREILLE 1809
Mit ihren pastellgrünen Augen, den orangefarbenen Vorderbeinen und dem hellgelb gezeichneten Hinterleib wirkt sie wie von einem anderen Planeten. Neben ihrer auffälligen Färbung besticht die kleine Biene durch ihren ausgefallenen Nestbau. Die Weißfleckige Wollbiene wird nur acht bis neun Millimeter groß. Die Männchen der Wollbienenart sind echte Platzhirsche, denn sie zeigen Revierverhalten. Kommen männliche Artgenossen oder andere Interessenten in ihren Flugraum, vertreiben sie diese energisch. Wir erkennen sie an ihrem weißen Kopfschild, wie ihn auch die Männchen von Pelzbienen oder Langhornbienen tragen.
Wir finden die Biene in weiten Teilen von Europa und Asien. Sogar in China und in der Mongolei ist sie beheimatet. Hierzulande gilt sie als mäßig häufig und wird auf der Vorwarnliste geführt. Die Bestände der Art gehen also merklich zurück. Sie ist aber noch nicht als „gefährdet“ eingestuft. In Schleswig-Holstein ist sie allerdings bereits ausgestorben, in Berlin steht die Weißfleckige Wollbiene kurz davor. Nur in Rheinland-Pfalz ist die kleine Wollbiene ungefährdet (siehe Verbreitungskarte).
Für ihren Nestbau bevorzugt die Biene kleine Hohlräume im Erdboden. Auch von anderen natürlichen Zwischenräumen, etwa unter Steinen, macht sie Gebrauch, um ihre Brutzellen anzulegen. Für den Nestbau nutzt die farbenfrohe Biene ihre Mundwerkzeuge, um Pflanzenhaare abzuschaben. Die Pflanzenhaare kratzt die Biene vor allem von Königskerzen, Eselsdisteln und Sandstrohblumen. Die braucht sie, um die Brutzellen für ihren Nachwuchs auszukleiden. Ihre Innenverkleidung schützt vor eindringender Feuchtigkeit und Schimmelbildung.
Die ausstaffierten Hohlräume sehen nach getaner Arbeit wie kleine Wattebällchen aus. Sie sind nun bereit, um mit Nektar und Pollen befüllt zu werden. Hierzu dringt die Biene zunächst mit dem Kopf voran ein, um den Nektar abzugeben. Danach dreht sie sich, um den Pollen von ihrem Hinterleib abzustreifen. Auf den Nahrungsproviant platziert sie anschließend ein Ei. Um ihr Nest vor Eindringlingen zu schützen, verschließt sie am Ende den Nesteingang. Ein Gemenge aus Pflanzenhaaren, Moosfasern und kleinen Steinen bilden eine Schutzschicht. Für diese Tätigkeiten hat die Weißfleckige Wollbiene wenig Zeit, denn sie fliegt nur von Anfang Juni bis Anfang August.
Die Weißfleckige Wollbiene sammelt den Pollen für ihre Brut gern am Gewöhnlichen Hornklee. Um eine einzige Brutzelle zu versorgen, muss sie dafür mehr als 200 Blüten des kleinen gelben Schmetterlingsblütlers besuchen. Aber auch andere heimische Blühpflanzen haben es ihr angetan: Wilde Resede und Färber-Resede, Luzerne oder Dornige Hauhechel helfen der Wollbiene, die Pollennahrung für den Nachwuchs zu sammeln.
Wie aber helfen wir unserer Wildbiene des Monats und ihren Verwandten? Vor allem die mageren Standorte finden sich immer seltener. Düngen, mulchen und häufiges Wässern sind die gewohnten Arbeitsschritte in unseren Gärten. Das führt zu einer „belastbaren“ geschlossenen Pflanzendecke. Wir brauchen aber lückige Böden mit heimischen Blühpflanzen. Denn besonders die Mager- und Trockenrasen sind die reinsten Paradiese für Wildbienen & Co. Solche Standorte wachsen oft ohne eigenes Zutun im Garten, wenn wir sie lassen. Das Samenpotenzial im Boden kann sich durch weniger Mähen zur Blüte entfalten.
Probieren Sie es aus! Mehr Tipps, wie Sie bienenfreundliche Strukturen gestalten, finden Sie unter: www.deutschland-summt.de. Und wenn Sie Lust haben, dann machen Sie gerne beim Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb 2023 mit: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de
Schnelle Fakten
Name |
Weißfleckige Wollbiene (Anthidium punctatum, LATREILLE 1809) |
Flugzeiten |
Juni–August |
Lebensraum |
trockenwarme Lebensräume: Magerrasen, Schutthalden, Weinbergbrachen, aber auch naturnahe Gärten |
Nahrung |
unspezialisiert; fliegt auf drei Pflanzenfamilien: Schmetterlingsblütler, Dickblatt- und Resedagewächse |
Nistweise |
nistet in kleinen Hohlräumen unter der Erde; gern zwischen Steinen, etwa in Steinbrüchen oder im Geröll |
Parasiten |
unbekannt |
Gefährdung |
mäßig häufig südlich der Mittelgebirgsschwelle, im Norden sehr vereinzelt |
Besonderheiten |
bunte Zeichnung, Männchen zeigen Revierverhalten |
Literatur
Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern
Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.
Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna (2017): Wir tun was für Bienen; Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei; Kosmos Verlag, Stuttgart.
Michener, Charles Duncan (2007): The Bees of the World; Johns Hopkins University Press, Baltimore.
Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim
Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart
Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.