Wildbiene des Monats Oktober 2025: Große Harzbiene (Anthidium byssinum PANZER, 1798)

Unsere Wildbiene des Monats ist eine echte Bastlerin. Dabei trägt sie ihr benötigtes Baumaterial bereits im Namen. Mit lediglich 12 Millimetern Körpergröße gehört sie zu den kleineren Arten in der heimischen Wildbienenwelt. Sie lebt solitär, dabei aber oft in kleinen Kolonien. Wir finden sie an strukturreichen Waldrändern, in Magerrasen, Sandheiden und auf extensiv beweideten Flächen. Außerdem lebt sie auch auf brachgefallenen Schafweiden oder in Sand- und Steinbrüchen, wo sie geeignete Nistmöglichkeiten findet. Als Kulturfolger nutzt sie zunehmend naturnahe Gärten und Parks in Siedlungsnähe, sofern dort offene Bodenstellen oder Mauerspalten, hohle Pflanzenstängel oder andere Hohlräume als Nistplatz dienen können. Wichtig sind ihr stets sonnige, windgeschützte Standorte mit einer reichen Auswahl an Blütenpflanzen sowie Harzquellen und Pflanzenhaaren, die sie zum Nestbau benötigt. Zwischen Juni und August ist sie auf Nektarsuche. Die Männchen der Großen Harzbiene patrouillieren in dieser Zeit an Blütenständen und paaren sich häufig während der gesamten Flugzeit.

Das Weibchen der Großen Harzbiene baut seine Nester in der Erde, meist an sonnigen, leicht geneigten Flächen. Es gräbt dazu bis zu 15 cm lange Gänge. Die Brutzellen kleidet es sorgfältig mit Blattstreifen aus, die es mit Harz von Nadelbäumen verklebt und so stabilisiert. Anschließend versorgt es jede Zelle mit Pollen und Nektar von Schmetterlingsblütlern – etwa vom Gewöhnlichen Hornklee (Lotus corniculatus), von der Vogel-Wicke (Vicia cracca), Wald-Platterbse (Lathyrus sylvestris), Bunten Kronwicke (Securigera varia) oder von der Futter-Esparsette (Onobrychis viciifolia). Als spezialisierte Art ist sie auf diese Pflanzen angewiesen. Doch trotz aller Sorgfalt bleibt ihre Brut nicht immer unbehelligt: Gelegentlich schlüpft aus den Nestkammern nicht die eigene Nachkommenschaft, sondern die eines „Kuckucks“. Die Vierzähnige Kegelbiene (Coelioxys quadridentata) beispielsweise nutzt die mühevoll vorbereiteten Zellen, um dort ihre Eier abzulegen. Möglicherweise tut dies auch die Dunkle Zweizahnbiene (Dioxys tridentata).
Wer die Große Harzbiene in den eigenen Garten locken möchte, kann mit einfachen Mitteln viel bewirken: Sorgen Sie für einen sonnigen, windgeschützten Bereich mit offenen Bodenstellen, am besten leicht geneigt, und verzichten Sie dort auf Mulch oder eine dichte Bepflanzung. Pflanzen Sie reichlich Schmetterlingsblütler, denn sie liefern der Harzbiene Nahrung und sichern ihre Brut. Auch Nadelgehölze wie Kiefern oder Fichten dürfen in der Nähe nicht fehlen – ihr Harz ist für den Nestbau unverzichtbar. Lassen Sie verblühte Pflanzenstängel bis ins Frühjahr stehen und schaffen Sie Ecken mit lockerem Sand oder lehmigem Boden. So entsteht ein echtes Bienenrefugium. Weitere Tipps, wie Sie bienenfreundliche Strukturen schaffen, erhalten Sie unter: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de.
v.l.n.r.: Weibchen trägt Blattrolle ein; Brutzellen mit Zellwänden aus verklebten Blattstreifen; Männchen schlafend an einem Pflanzenstängel (© Entomologie/Botanik, ETH Zürich / Foto: Albert Krebs)
Schnelle Fakten
Name |
Große Harzbiene (Anthidium byssinum Panzer, 1798) |
Flugzeiten |
Juni–August |
Lebensraum |
Waldränder / Magerrasen / Sandheiden / Gärten / Binnendünen / extensiv beweidete Flächen / brachgefallene Schafweiden / Sand- und Steinbrüche |
Nahrung |
spezialisiert (oligolektisch) |
Nistweise |
nistet unterirdisch |
Kuckucksbiene |
Vierzähnige Kegelbiene (Coelioxys quadridentata LINNAEUS, 1758), möglicherweise auch Dunkle Zweizahnbiene (Dioxys tridentata NYLANDER, 1848) |
Gefährdung |
weitverbreitet, mäßig häufig, gilt deutschlandweit als gefährdet, in mehreren Bundesländern – z. B. Berlin und Niedersachsen – stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht |
Besonderheiten |
nistet in selbstgegrabenen Brutgängen, ausgekleidet mit Blattstreifen und Nadelbaumharz |
Literatur
Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern
Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.
Scheuchl, Erwin & Willner, Wolfgang (2024): Wildbienen ganz nah – Die 100 häufigsten Arten schnell und sicher unterschieden; Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.
Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart
Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.