Pflanzenportrait Oktober 2025
Gefleckter Aronstab (Arum maculatum)

Unsere Pflanze des Monats wächst vor allem in feuchten Laubwäldern, ist aber auch in älteren Parks und Gärten zu finden. Dort benötigt sie im Halbschatten frischen bis feuchten Boden und viele Nährstoffe. Weil etwa Bärlauch oder Lungenkraut ganz ähnliche Vorlieben haben, bilden sie gute Pflanzpartner für diesen Geophyten.
Der Gefleckte Aronstab hat manch Erstaunliches zu bieten: Typisch sind seine pfeilförmigen Blätter, die häufig dunkle Flecken tragen. Im April und Mai erscheint seine auffällige Blüte, die aus vielen kleinen männlichen und weiblichen Einzelblüten zusammengesetzt ist. Diese sitzen auf dem Kolben, der von einem einzelnen großen Hüllblatt umschlossen wird. Unten ist das Hüllblatt wie eine Tüte um den Kolben eingerollt. Warum diese Pflanze als „Kesselfallenblume“ bezeichnet wird, zeigt ihr faszinierender Bestäubungsvorgang.
Die Blüten des Gefleckten Aronstabs verströmen gegen Abend einen urin- und fäkalienartigen Geruch. Zudem heizt sich die Blüte auf bis zu 40 Grad auf. Das zieht Schmetterlingsmücken magisch an. Schmetterlingsmücken sind kleine Insekten, die auch als „Abortfliegen“ bekannt sind, weil ihre Larven unter anderem in Fäkalien leben. Durch Öltröpfchen auf der Innenseite des Aronstab-Hüllblatts finden die Insekten keinen Halt und rutschen in den Kessel der Blüte. Im Laufe der Nacht lassen die weiter oben am Kolben sitzenden männlichen Blüten ihren Pollen auf die im Kessel eingesperrten Abortfliegen rieseln. Am nächsten Morgen welkt die Blüte und die Tiere entkommen ihrem nächtlichen Gefängnis. Mit frischem Pollen beladen sind sie bereit für den nächsten, täuschend verlockenden Aronstabbesuch, wo sie die weiblichen Blüten mit dem Pollen der zuvor besuchten Blüte bestäuben. Einen Nutzen haben die Tiere davon nicht: Der Aronstab ist eine Täuschblume. Wie effektiv dieser Trick ist, zeigen Untersuchungen, in denen bis zu 3.000 Fliegen in einer einzigen Blüte gezählt wurden.
Doch die Show des Gefleckten Aronstabs ist noch nicht zu Ende: Nachdem im Herbst alle Blätter abgestorben sind, bleibt nur noch der Fruchtstand übrig. Hier wachsen dicht gedrängt die inzwischen leuchtend roten Beeren. Diese sind, wie auch der Rest der Pflanze, stark giftig.
Wer also noch einen eher schattigen und nährstoffreichen Platz im Garten hat, kann ihn mit dem Gefleckten Aronstab wahrlich beleben.