Wildbiene

Wildbiene des Monats Monats Juli 2025: Getrennte Wespenbiene (Nomada distinguenda MORAWITZ, 1873)

Weibchen auf Sand sitzend (© Roland Günter / naturbildarchiv-guenter.de)

Es summt und flirrt auf sandigen Flächen – und mittendrin huscht eine schlanke Biene mit auffällig rot geflecktem Hinterleib vorbei. Es ist die Getrennte Wespenbiene, unsere Wildbiene des Monats Juli 2025. Obwohl sie eher an eine Wespe erinnert, gehört sie tatsächlich zu den Wildbienen und erfüllt eine ganz besondere Aufgabe: Ihre Präsenz zeigt uns deutlich, wie intakt und wertvoll Sand- und Kiesgruben als Ökosysteme sind.

Mit nur fünf bis sieben Millimetern Länge ist diese zierliche Wildbiene leicht zu übersehen. Ihre schlanke Gestalt, die kontrastreiche rot-schwarze Färbung und ihre agile Flugweise machen sie aber zu einer Meisterin der Tarnung. Fast perfekt, um hungrige Fressfeinde abzuschrecken. Im Unterschied zu den meisten Wildbienenarten fehlen ihr die typischen Pollensammelhaare. Dieses Merkmal verweist auf ihren parasitischen Lebensstil.

Nachweiskarte und Gefährdung der Getrennten Wespenbiene (© SMU)

Zwar ist die kleine Biene weitverbreitet, dennoch zählt sie vielerorts zu den „Raritäten“ oder gilt sogar als verschollen. Ein Grund dafür ist ihre Abhängigkeit von speziellen Lebensräumen. Sie bevorzugt offene, trockene und sonnendurchflutete Stellen mit karger Vegetation, die sich häufig in Sand- und Kiesgruben oder auf Ruderalflächen finden. Da solche Lebensräume jedoch zunehmend verschwinden, sind ihre Populationen vielerorts stark gefährdet.

Die Getrennte Wespenbiene ist von Mai bis in den August hinein unterwegs, wobei ihre genauen Flugzeiten je nach Region und Wetterbedingungen variieren. Sie entwickelt zwei Generationen im Jahr. Im Gegensatz zu ihren pollensammelnden Verwandten baut sie keine eigenen Nester und versorgt ihre Brut nicht selbst mit Pollen. Als raffinierte Kuckucksbiene nutzt sie stattdessen die Nester anderer Wildbienen, indem sie ihre Eier heimlich einschleust. Dort ernähren sich ihre Larven vom Pollenvorrat der Wirte. Die Getrennte Wespenbiene ist dabei auf Schmalbienen der Gattung Lasioglossum spezialisiert. Um von diesen nicht entdeckt zu werden, ahmt sie ihre Duftstoffe nach – ein faszinierendes Beispiel für biologische Tarnung.

Schmalbiene am Nesteingang (© Entomologie/Botanik, ETH Zürich)

Zur Eigenversorgung steuert die Getrennte Wespenbiene verschiedenste Blüten an, um hauptsächlich Nektar aufzunehmen. Auch etwas Pollen konsumiert sie gelegentlich, allerdings eher als Ergänzung zu ihrer Ernährung. Sie ist wenig wählerisch und bevorzugt Pflanzen, die leicht zugänglich sind und reichlich Nektar bieten. Auffällig häufig teilt sie die Blütenwahl mit ihren Wirtsbienen, was ihre enge ökologische Verflechtung unterstreicht.

Wenn Sie die Getrennte Wespenbiene und ihre Wirtsarten unterstützen möchten, gestalten Sie offene, sonnige Bodenbereiche in Ihrem Garten und verzichten Sie auf eine intensive Pflege und Pestizide. Kleine Sandflächen, Trockenmauern und Böschungen bieten ideale Bedingungen. Heimische Wildblumen wie Natternkopf, Hornklee oder Wilde Resede locken ihre Wirtsbienen an. Weitere Tipps, wie Sie bienenfreundliche Strukturen schaffen, erhalten Sie unter: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de.

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Schnelle Fakten

 

Name

Getrennte Wespenbiene (Nomada distinguenda Morawitz, 1873)

Flugzeiten

Mai–August

Lebensraum

Sand- und Kiesgruben / vereinzelt in anderen offenen Habitaten, entsprechend ihrer Wirtsbienen

Nahrung

braucht nur Nektarquellen

Nistweise

baut keine eigenen Nester

Wirtsbiene

kleinere Arten der Gattung Lasioglossum, darunter: Zottige Schmalbiene (Lasioglossum villosulum KIRBY, 1802) und Dunkle Schmalbiene (L. parvulum SCHENCK, 1853)

Gefährdung

in Deutschland weitverbreitet, regional jedoch unterschiedlich gefährdet: sie gilt in mehreren Bundesländern als (stark) gefährdet, wurde mancherorts wiedergefunden, ist teils ungefährdet oder verschollen; in einzelnen Regionen fehlt eine aktuelle Datenlage; Hinweis: In der Verbreitungskarte sind einzelne Wiederfunde (HE, RP, SN)/ungefährdete Populationen nicht abgebildet. Der Status des betroffenen Bundeslandes kann davon abweichen.

Besonderheiten

fliegt in zwei Generationen

Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Scheuchl, Erwin & Willner, Wolfgang (2024): Wildbienen ganz nah – Die 100 häufigsten Arten schnell und sicher unterschieden; Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

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