Pflanzenportrait Dezember 2025
Gemeiner Wacholder (Juniperus communis)
Unserer Pflanze des Monats sehen wir nicht an, ob es gerade Sommer oder Winter ist. Der Gemeine Wacholder trägt seine stechenden Nadeln nämlich zu jeder Jahreszeit. Doch auch, wenn er alles langsam angehen lässt, ist er keinesfalls langweilig. Er kann als Baum, als Strauch oder auch kriechend wachsen.
Abgesehen von seinem hohen Lichtbedarf stellt er kaum Ansprüche. Daher ist sein Verbreitungsgebiet sehr variabel. Von der Ebene bis in die Alpen, auf saurem oder kalkhaltigem Untergrund, auf magerem oder auf fettem Boden, überall kann er wachsen. Weil er jedoch konkurrenzschwach ist, wird er von den meisten Standorten verdrängt und ist recht selten in der Landschaft anzutreffen. Typisch ist er daher nur in offenen kargen Landschaften, wie in Heiden. Dort schützen ihn seine spitzen Nadeln vor Verbiss. Und weil er unempfindlich gegen das Stadtklima und Luftverunreinigungen ist, eignet er sich gut als zukunftsfähiger Klimabaum.
Der Gemeine Wacholder ist zweihäusig, die Pflanzen sind also entweder weiblich oder männlich. Bei jüngeren Pflanzen ist das Geschlecht nicht sichtbar. Dies gibt der Wacholder erst nach einigen Jahren preis, wenn die männlichen Exemplare im April und Mai unauffällig gelblich blühen. An den weiblichen Pflanzen reifen dann die „Beeren“ über anderthalb Jahre, die botanisch korrekter beerenförmige Zapfen sind. Sie sind als Gewürz oder etwa bei der Herstellung von Gin oder anderen Alkoholika beliebt. Auch in der Heilkunde spielt Wacholder seit langer Zeit eine Rolle, etwa bei rheumatischen Beschwerden oder Verdauungsbeschwerden. Früher brachten die Menschen seine Zweige zur Weihnachtszeit als Schutz vor bösen Geistern an Stalltüren an. Als Hüter an der Schwelle vom Leben zum Tod pflanzt man ihn gerne an Gräbern. Daher haftet ihm optisch ein gewisses Friedhofsimage an.
Doch der Gemeine Wacholder ist weit mehr als ein Symbolbaum – auch ökologisch spielt er eine wichtige Rolle. In seinem dichten Geäst nisten Vögel gerne. Zahlreiche Arten fressen die „Beeren“, darunter auch die Wacholderdrossel. Er ist Futterpflanze für Falterraupen von diversen Spinnern und Spannern. Auch einige Käfer sind auf die Pflanze spezialisiert. Aus wärmeren Gefilden breitet sich etwa der wunderschöne Wacholderprachtkäfer bei uns aus. Für sonnige Stein- oder Heidegärten, aber auch als säulenförmiger Solitär macht sich die „Zypresse des Nordens“ also gut.
Übrigens: Um Ihre Birnen müssen Sie sich keine Sorgen machen. Denn als Wirt für Birnengitterrost spielt der Gemeine Wacholder keine Rolle. Die Pilzkrankheit befällt vor allem asiatische Wacholder-Arten und -Zierformen.

