Wildbiene des Monats März 2022: Fuchsrote Lockensandbiene (Andrena fulva, LINNAEUS 1758)
Die frühe Biene fängt den Pollen. Wenn die ersten Blüten blühen, beginnt sie durch unsere Gärten zu patrouillieren. Unter den artenreichen Sandbienen ist die Fuchsrote Lockensandbiene sicherlich eine der auffälligsten. Ihr Kopf und ihre Unterseite sind pechschwarz. Doch auf dem langen Rücken und Hinterleib der Weibchen wächst ein leuchtend rotbrauner Pelz. Die Endfranse und Schienenbürsten präsentieren sich wiederum schwarz gefärbt. Dieser Kontrast macht die Fuchsrote Lockensandbiene unverwechselbar. Die Weibchen sind mit 14 Millimetern etwas größer als die 12 Millimeter großen Männchen.
Die häufige Art kommt in vielen Lebensräumen zurecht. Bevorzugt finden wir sie in sonnendurchfluteten Wäldern mit beerenreichem Unterwuchs und an Waldrändern. Auch in den Parks und Gärten unserer Städte und Dörfer ist sie ein häufiger Gast.
Die Fuchsrote Lockensandbiene legt ihre Nester in bis zu 50 Zentimeter Tiefe im Erdboden an. Wie viele andere Wildbienenarten braucht sie dafür offene Bodenstellen mit wenig Bewuchs. Selbst in Pflasterfugen und zwischen städtischen Wohnblocks finden wir die kleinen Erdhügelchen ihrer Kinderstuben. Die gesellige Art nistet bereits im März in lockeren Böden. Häufig lebt sie dabei in Kolonien mit mehreren Hundert Artgenossinnen. Es gibt sogar Nachweise von Vorkommen mit bis zu 50 Nestern pro Quadratmeter. Um ihre Brutzellen versorgen zu können, benötigt sie in unmittelbarer Nähe Futterpflanzen.
Wer so früh im Jahr fliegt, darf nicht wählerisch sein. An 13 Pflanzenfamilien sammeln die emsigen Weibchen Pollen. Begehrt sind Kreuzblütler wie Raps, Weiden oder Rosengewächse (Weißdorn, Süßkirsche, Zwergmispel). Sie fliegen auch mit Vorliebe auf Johannis- und Stachelbeeren. Nach getaner Arbeit ruhen sie sich auf den Blättern der Beerensträucher aus. Die Männchen dagegen patrouillieren recht zügig um die Sträucher und Erdnester, immer auf der Suche nach einem Weibchen. Schon im Mai endet die Flugzeit der Bienen.
Wie auch bei uns, verliert die Haarfärbung der Bienen mit dem Alter an Strahlkraft, sodass wir die Weibchen der Fuchsroten Lockensandbiene im späten Frühjahr mit strohiger Rückenfärbung antreffen. Die meiste Zeit des Jahres verbringen die Bienen der nächsten Generation in ihren Erdnestern. Sie überwintern als vollentwickelte Bienen und schlüpfen im nächsten Frühjahr.
Nicht selten schlüpfen mit ihnen die Sprösslinge von zwei Wespenbienenarten. Diese Kuckucksbienen haben unserer Wildbiene des Monats im Vorjahr ihre Eier untergeschoben und mitversorgen lassen. Es gibt auch Endoparasiten, die der Fuchsroten Lockensandbiene unter den Pelz rücken. Die mit den Käfern verwandten Weibchen der Fächerflügler bewohnen zeitlebens den Hinterleib von Masken-, Glanz-, Sand- oder Schmalbienen.
Die Erstlarven der Fächerflügler warten auf Blütenblättern auf ihre Wirte. Sobald sie sich erfolgreich an eine Biene „angedockt“ haben, entwickeln sich die Parasiten festgeklammert im Hinterleib der Wirtsbiene. Hier häuten sich die Tiere fünf Mal.
Die flugfähigen Männchen der Fächerflügler leben nur wenige Stunden. In dieser Zeit paaren sie sich mit den Weibchen direkt auf den befallenen Sandbienen. Die Erstlarven der Folgegeneration lassen sich kurz darauf auf einer Blüte nieder und warten auf einen Wirt. Dann beginnt der Zyklus von Neuem.
Wie locken wir die Fuchsrote Lockensandbiene auch in unseren Garten? Bereits das Nichtstun hilft. Verzichten wir auf das Düngen, häufiges Mähen und ständiges Auskratzen der Pflasterfugen von Trittsteinplatten, verbessern wir die Startbedingungen für viele Wildbienen und Co. Mit einigen Beerensträuchern und lückigen Rasenflächen stehen die Chancen gut, dass Sie diese Frühjahrsbiene schon bald im eigenen Garten beobachten können.
Wertvolle Tipps, wie bienenfreundliche Strukturen gestaltet werden können, finden Sie auf unseren Websites www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de.
Schnelle Fakten
Name |
Fuchsrote Lockensandbiene (Andrena fulva, Müller 1766) |
Flugzeiten |
März–Mai |
Nahrung und Lebensraum |
unspezialisiert; sammelt gern an Beerensträuchern; nutzt viele Lebensräume, kommt häufig an Waldrändern, in Gärten und Parks vor |
Nistweise |
an schütter bewachsenen Stellen, im Boden |
Parasiten |
Stachelbeer-Wespenbiene (Nomada signata, Jurine 1870) |
Gefährdung |
gilt in Deutschland als nicht gefährdet; weitverbreitet, auch im Norden Deutschlands häufig |
Besonderheiten |
charakteristische Färbung; Weibchen im Feld unverwechselbar |
Literatur
Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern
Bellmann, Heiko & Matthias Helb (2017): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos - Naturführer, Nestbau, Brutpflege, Staatenbildung - die besonderen Verhaltensweisen der Hautflügler
Hemmer, Cornelis & Corinna Hölzer (2017): Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei. Kosmos, Stuttgart, 2. Auflage; 128 S.
Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim
Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.
Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart