Bienenkalender
Mit unserem Bienenkalender lernen Sie Monat für Monat eine heimische Wildbienenart kennen. Allein in Deutschland gibt es 604 Arten von Wildbienen. Lassen Sie sich überraschen!
Wildbienen-Wandkalender 2025
Aktuelles:
Ab sofort ist unser neuer Wildbienenkalender 2025 im Deutschland summt!-Shop bestellbar. Lernen Sie im neuen Jahr die Grubenhummel, die Malven-Langhornbiene und zehn weitere spannende Wildbienenarten kennen!
Wir freuen uns riesig, dass wir den bekannten Naturfotografen Roland Günter erneut für unser Kalenderprojekt gewinnen konnten. Seine spektakulären Makroaufnahmen lassen Sie Monat für Monat in die fantastische Welt dieser hübschen Bestäuberinsekten eintauchen. Gleichzeitig unterstützen Sie mit Ihrem Kauf die Arbeit der Stiftung für Mensch und Umwelt, der Initiatorin von Deutschland summt!
Wildbienen-Wandkalender 2024
Dezember 2024: Filzzahn-Blattschneiderbiene (Megachile pilidens)
Die Filzzahn-Blattschneiderbiene ist eine geschickte Innenarchitektin. Für den Nestbau fertigt sie passgenaue Blattstückchen, die sie miteinander verklebt. Ihre Nester finden wir in Hohlräumen am Boden, in Felsspalten, in Lücken von Steinhaufen und in Fugen von Trockenmauern.
Die Männchen nächtigen gern gemeinschaftlich in hohlen Pflanzenstängeln. Für den Nachwuchs sammelt das Weibchen mit ihrer Bauchbürste Blütenpollen an der Gewöhnlichen Kratzdistel, an der Wald-Platterbse, am Gewöhnlichen Hornklee, an der Dornigen Hauhechel und an der Felsen-Fetthenne.
Die Filzzahn-Blattschneiderbiene liebt trockenwarme Standorte. In den letzten Jahren hat sie sich aufgrund der höheren Jahresmitteltemperatur neue Regionen in Deutschland erschlossen. Seit etwa 20 Jahren ist sie auch in Norddeutschland nachgewiesen.
November 2024: Glockenblumen-Wespenbiene (Nomada braunsiana)
Die Glockenblumen-Wespenbiene sieht so mancher Faltenwespe zum Verwechseln ähnlich. Jedoch ist sie weder staatenbildend noch jagt sie andere Insekten. Vielmehr ist sie eine geschickte Strategin, die als Kuckucksbiene keinem eigenen Brutgeschäft nachgeht. Wir treffen sie dort an, wo ihre Wirtsbienen neuen Baugrund für ihre Nester suchen.
Die Wespenbienenart schleust sich bei unterschiedlichen Schuppensandbienenarten ein. Dafür wartet sie in einer Art „Lauerstellung“, bis die Wirtsbiene zum Sammelflug aufbricht. Dann geht alles ganz schnell. Die Kuckucksbiene öffnet die unterirdisch angelegten Brutzellen und legt zu den vorhandenen Eiern ihre eigenen dazu. Die zeitig geschlüpfte Larve der Wespenbiene frisst das Ei und Pollenbrot der Wirtsbiene. Im späten Frühjahr des Folgejahres schlüpfen dann die Nachkommen, um sich erneut ins gemachte Nest zu setzen.
Oktober 2024: Helle Erdhummel (Bombus lucorum)
Die Helle Erdhummel ist eine der ersten ausfliegenden Wildbienenarten im Jahr. Sie ist häufig in Lebensräumen mit offenen Vegetationsstandorten an Säumen der Waldränder, in Hecken, auf Brach- und Ruderalflächen sowie in Sand-, Kies- und Lehmgruben anzutreffen. Wir treffen sie aber auch im Siedlungsbereich an. So finden wir sie beispielsweise unter Holzböden von Gartenschuppen.
Die Helle Hummel gehört zu den staatenbildenden Wildbienenarten. Die Königin beginnt bereits im März mit dem Nestbau. Zur Futteraufnahme verwendet sie eine besondere Technik. Dabei beißt sie sich an einer Blüte fest und bringt ihre Muskeln so stark zum Vibrieren, dass sie dadurch die Pflanze in Schwingung bringt. Dabei fällt ganz von alleine der Pollen aus der Blüte. Die Jungköniginnen und Drohnen des Hummelvolks fliegen etwa ab Juli. Im Staat der Hellen Erdhummel leben im Hochsommer bis zu 400 Individuen.
September 2024: Gewöhnliche Zwerg-Blutbiene (Sphecodes miniatus)
Die Gewöhnliche Zwerg-Blutbiene sammelt keinen Pollen. Wie alle Blutbienenarten zählt sie zu der Gruppe der Kuckucksbienen: Sie schmuggelt ihre eigenen Nachkommen ins gemachte Nest. Lauernd wartet sie dazu vor dem Bruteingang ihrer unfreiwilligen Gastgeberin. Eine Handvoll Schmalbienenarten dienen ihr dazu als Wirtsbienen.
Da die Gewöhnliche Zwerg-Blutbiene keinem eigenen Brutgeschäft nachgeht, muss sie sich nur um ihre Eigenversorgung mit Nektar kümmern. Dafür sucht sie neben Wiesen-Kerbel und Wiesen-Schafgarbe auch das Kleine Habichtskraut auf.
Die überwinterten Weibchen fliegen ab April bis in den Juni hinein. Ab Juli beginnt die Sommerphase, in der es zur Verpaarung der neuen Generation kommt. Diese Tiere können wir noch im September antreffen, ehe sich die neuen Weibchen einen Platz zur Überwinterung suchen.
August 2024: Gebuchtete Maskenbiene (Hylaeus sinuatus)
Maskenbienen tragen ihren Namen aufgrund der weiß-gelben Flecken im Gesicht. Diese sind bei den Männchen ausgeprägter als bei den Weibchen. Die Gebuchtete Maskenbiene nutzt bereits vorhandene Hohlräume für den Nestbau. Sie freut sich besonders über alte Käferfraßgänge im Totholz und über hohle Pflanzenstängel.
Zur Versorgung ihrer Nachkommen sammelt sie Pollen an Wilder Möhre, Wiesen-Schafgarbe, Berg-Sandglöckchen und an anderen Blütenpflanzen. Ihr Pollentransport ist speziell: Da sie weder eine Bauchbürste noch Pollenhöschen besitzt, nimmt sie den Pollen mit einem Borstenkamm der Unterkiefer auf. Anschließend verschluckt sie ihn und transportiert ihn so im Kropf zum Nest. Dort angekommen würgt sie den Pollen und Nektar wieder hervor, um daraus den Futtervorrat für die Larven herzustellen.
Juli 2024: Metallische Keulhornbiene (Ceratina chalybea)
Die Metallische Keulhornbiene nistet, wie etwa ein Dutzend heimischer Wildbienenarten, oberirdisch in markhaltigen, verholzten Pflanzenstängeln. Dafür nutzt sie mit Vorliebe die Ranken und Stängel von Brombeeren, Disteln, Königskerzen oder Strauchpappeln. An diesen Pflanzen sammelt sie zugleich Pollen für den Nachwuchs. Weitere Futterpflanzen sind Berg-Sandglöckchen, Kornblume, Flockenblumenarten, Gemeine Wegwarte, Kartäuser-Nelke und Gemeiner Natternkopf.
Bei den Keulhornbienen überwintern die Männchen und die Weibchen. Das ist eine Besonderheit. Nur Holzbienen praktizieren auch diese Lebensweise. Für die Winterpause suchen sich die Metallischen Keulhornbienen ab September einen hohlen Pflanzenstängel. Dort überdauern beide Geschlechter gemeinsam die kalte Jahreszeit. Erst nach der Überwinterung verpaaren sie sich und das mehrere Wochen andauernde Brutgeschäft beginnt.
Juni 2024: Östliche Zwergwollbiene (Pseudoanthidium nanum)
Die Östliche Zwergwollbiene hat eine ausgesprochene Vorliebe für Korbblütler. Darunter fallen insbesondere die Gewöhnliche Kratzdistel und die Rispen-Flockenblume.
Außerdem braucht sie Hohlräume für ihren Nachwuchs. Dazu nutzt sie die Stängel von Brombeeren, Disteln, Holunder, Königskerzen und Schilfrohr. Aber auch die alten Galläpfel der Gemeinen Eichengallwespe räumt sie aus, um darin ihre Brutzellen einzurichten. Diese staffiert sie mit Pflanzenwolle aus, welche sie aus abgeschabten Pflanzenhaaren von Blättern und Stängeln fertigt. Auch die Zwischenwände ihrer linienförmig angeordneten Brutzellen schützt sie so vor Feuchtigkeit.
In Deutschland ist die wärmeliebende Östliche Zwergwollbiene gefährdet. Um der seltenen Biene zu helfen, können wir ihr Nisthilfen mit Schilfhalmen zur Verfügung stellen.
Mai 2024: Vierzähnige Kegelbiene (Coelioxys conica)
Die Kegelform des Hinterleibs gibt dieser Gattung ihren Namen. Typisch für Kegelbienen sind zudem die dornenartigen Fortsätze am Hinterleib der Männchen. Die Vierzähnige Kegelbiene gehört zu den Kuckucksbienen. Sie sammelt keinen Pollen, da sie ihre Brut von anderen Wildbienenarten aufziehen lässt. Dafür nutzt die Kegelbiene ein breites Spektrum ihrer pollensammelnden Verwandten.
Sie durchsticht die Vorderwand der Brutzelle des Wirtes und legt ein Ei auf den Pollenvorrat. Die Larve schlüpft nach drei Tagen und frisst den Wirt, bevor sie sich anschließend verpuppt. Um Energie zu tanken, saugt die Vierzähnige Kegelbiene Nektar an folgenden Pflanzen: am Gewöhnlichen Hornklee, an der Wiesen-Platterbse, an Rotklee und Weißklee, an Flockenblumen und an vielen anderen Blütenpflanzen.
April 2024: Ovale Kleesandbiene (Andrena ovatula)
Für ihre Nachkommen gräbt die Ovale Kleesandbiene kleine Erdgänge. Die gesellige Biene nistet unter für sie günstigen Bedingungen auch in Kolonien mit Artverwandten. Wie ihr Name erahnen lässt, sammelt diese Sandbienenart an einer Vielzahl von Kleearten. Darüber hinaus finden wir sie auch am Englischen Ginster und an der Zaun-Wicke. Die Ovale Kleesandbiene bringt zwei flugfähige Generationen binnen eines Jahres hervor. Das heißt, dass sie auch ein Blütenangebot vorfinden muss, das über das Sommerhalbjahr verteilt ist. Die Frühjahrsgeneration dieser Art fliegt ab April und die Sommergeneration ab Juli. Die Ovale Kleesandbiene gehört zu den häufigen Sandbienenarten und gilt in Deutschland als nicht gefährdet.
März 2024: Grünglanz-Schmalbiene (Lasioglossum nitidulum)
Die Grünglanz-Schmalbiene sammelt Vielfliegermeilen: Die Weibchen fliegen bereits im März aus und sind bis in den Herbst unterwegs. Die Männchen sind ab Ende Juni aktiv. Wer so lange fliegt, darf beim Blütenangebot nicht wählerisch sein. Die Weibchen sammeln ihren Pollen an insgesamt zwölf Pflanzenfamilien. Gerne besuchen sie Berg-Steinkraut, Färber-Waid, Küchenlauch, Gemeine Wegwarte, Gemeinen Wiesen-Kerbel und verschiedene Süßgräser.
Zum Nisten bevorzugen sie Steilwände, Weinberge, Trockenmauern, Ziegelmauern und Felsspalten. Die gesellige Art findet sich aber auch regelmäßig im Siedlungsbereich. Mit offenen Steinfugen können wir der kleinen Schmalbienenart zu einem Nistplatz verhelfen.
Februar 2024: Dünen-Pelzbiene (Anthophora bimaculata)
Der gedrungene Körper der Dünen-Pelzbiene erinnert an eine Hummel. Sie ist klein und auffällig behaart. Mit den jadegrünen Augen und ihrem hohen Flugton ist sie eine besondere Erscheinung. Zudem patrouillieren die Männchen während der Flugzeit auf einer eigenen Flugbahn. Diese markieren sie mit Duftstoffen, um eine Geschlechtspartnerin anzulocken.
Für ihr Brutgeschäft graben die Weibchen der kleinen Bienenart kurze Gänge von etwa fünf Zentimeter Tiefe in den Boden. Am Gangende legen sie ein Ei auf den Pollenvorrat. Die Nahrung für sich sammeln die Dünen-Pelzbienen vor allem an Blüten mit tiefem Kelch. Leider ist auch die Dünen-Pelzbiene in Deutschland selten und in ihrem Bestand gefährdet, da ihr Lebensraum zusehends schwindet.
Januar 2024: Bunte Hummel (Bombus sylvarum)
Durch ihre auffällige Färbung mit der schwarzen Brustbinde und dem orangefarbenen Hinterleib ist die Bunte Hummel relativ leicht zu erkennen. Obwohl sie auch als „Waldhummel“ bekannt ist, bewohnt sie eher Wiesen, Weiden und Waldränder.
Im Frühling legen die Königinnen Nester in einer verfilzten Krautschicht, in verlassenen Mäusenestern oder in leeren Eichhörnchen-Kobeln an. Als „Pocketmaker“ fertigen sie aus selbst produziertem Wachs sogenannte „Tönnchen“. In diese tragen die heimkehrenden Sammlerinnen die Pollen ein, womit sie dann die Hummel-Larven füttern.
Im Hochsommer umfasst der Staat der Bunten Hummel bis zu 150 Individuen. Damit ist ihr Bienenvolk etwas kleiner als das Volk von anderen Echten Hummelarten.
Januar 2023: Gewöhnliche Filzbiene (Epeolus variegatus)
Wie alle Filzbienen zählt auch die Gewöhnliche Filzbiene zu den Kuckucksbienen: Sie schmuggelt ihre Nachkommen ins gemachte Nest. Lauernd wartet die Gewöhnliche Filzbiene dazu vor dem Nesteingang ihrer unfreiwilligen Gastgeberin. Sobald diese zu einem Sammelflug aufbricht, legt sie ihre Eier in die Brutkammern der Wirtsbiene. Dabei hat sie es vornehmlich auf Seidenbienen abgesehen. Diese bekommen die „Kuckuckseier“ einfach untergeschoben. Im Folgejahr schlüpfen dann die jungen Filzbienen aus den Nestern.
Übrigens: Die Gewöhnliche Filzbiene sammelt für den Start ins Leben ihres Nachwuchses keinen Proviant. Als Selbstversorgerin ist sie einzig und allein auf Nektarquellen zahlreicher blühender Pflanzen angewiesen. Die Gewöhnliche Filzbiene ist eine richtige Schmarotzerin.
Februar 2023: Verkannte Goldfurchenbiene (Halictus confusus)
Die goldglänzenden Haarbinden auf dem Hinterleib geben der Verkannten Goldfurchenbiene ihren Namen. In Europa nistet die kleine Bienenart allein. In Nordamerika hingegen bildet sie auch kleine Staaten, in denen sich die Individuen ihre Arbeit teilen.
Unabhängig vom Kontinent fühlt sie sich in warmen Sandgebieten mit einem ausreichenden Pollenangebot wohl. Doch finden wir sie in unseren Siedlungen und Parks eher selten.
Sie sammelt gern an Wiesen-Schaumkraut, Berg-Sandglöckchen, Frühlings- Fingerkraut und Rainfarn und besucht dabei bis zu fünf Pflanzenfamilien. Dass die Verkannte Goldfurchenbiene derart viele Pollenquellen nutzt, ist kein Wunder:
Ihre Flugsaison reicht von Frühjahr bis Herbst. Die Bienenart kommt in zwei flugfähigen Generationen pro Jahr vor. Die im Vorjahr begatteten Weibchen erbringen im Frühjahr die erste Generation des Jahres. Im Hochsommer fliegen dann die frisch geschlüpften Tiere der zweiten Generation. Die „neuen“ Weibchen überwintern dann ab Herbst bis zum nächsten Frühjahr.
März 2023: Rote Fingerkraut-Sandbiene (Andrena potentillae)
Die Rote Fingerkraut-Sandbiene fliegt früh im Jahr. Sie ist schon bei wenigen Grad Celsius über Null aktiv. Trotz des geringen Blühangebots ist sie bei der Wahl ihrer Pollenquellen sehr anspruchsvoll. Sie besucht ausschließlich die Blüten von Frühlings- und Sand-Fingerkraut. Der Gattungsname der Fingerkräuter (Potentilla) brachte ihr den wissenschaftlichen Namen ein: Andrena potentillae.
Ganz so streng nimmt sie es mit den Pflanzen dann aber doch nicht. Sie sucht auch Wald-Erdbeeren als Pollenspender auf. Den Pollen sammelt die Fingerkraut-Sandbiene mit ihren Schienenbürsten am hinteren Beinpaar. Neben ihrem roten Hinterleib ist die weiße Behaarung der Männchen auffällig.
Diese Bienenart ist eigentlich eine mediterrane Art und kommt an wenigen Orten in der Mitte und im Süden Deutschlands vor. Im Norden Deutschlands gibt es von ihr nur vereinzelt Nachweise.
April 2023: Acker-Schmalbiene (Lasioglossum pauxillum)
Die Acker-Schmalbiene bildet Ministaaten mit bis zu 15 Individuen. Darin organisiert sie sich ähnlich wie Hummeln. Auch sie betreibt strikte Arbeitsteilung: Es gibt eine Königin, Arbeiterinnen und Drohnen. Begattete Weibchen überwintern gemeinsam in ihrem Geburtsnest. Das vitalste Weibchen entwickelt sich zur Königin. Sie übernimmt im Frühling die Rolle der „Eierlegerin“.
Die Königinnenschwestern errichten Brutzellen und sammeln Pollen, zum Beispiel an Korbblütlern. Ist die Versorgung der Nachkommen gesichert, werden sie aus ihren Diensten entlassen. Und die Königin verwehrt ihnen fortan den Zugang zum Nest. Die Verstoßenen graben sich nun eigene Nistgänge oder sie besetzen fremde Nester, gelegentlich auch von anderen Bienenarten.
Ab Ende Juni schlüpfen die Männchen und Weibchen der neuen Generation. Die begatteten Weibchen überwintern wiederum gemeinsam in einem Erdnest und der Zyklus beginnt von Neuem.
Mai 2023: Mohn-Mauerbiene (Osmia papaveris)
Nur mit viel Glück finden wir das Nest der Mohn-Mauerbiene. Denn es gibt keine sichtbaren Spuren, wie zum Beispiel kleine Erdhügel, die ihre Brutstätte verraten. Für ihr Nest gräbt sie einen kurzen Gang, der aus wenigen Brutzellen besteht.
Weitaus aufwendiger ist die Inneneinrichtung der Zellen. Hier tapeziert sie für den Nachwuchs: Mit ihren Kieferzangen beißt sie passgenaue Stückchen von Blütenblättern ab und kleidet damit die Wände aus. Als Tapete nutzt die Mohn-Mauerbiene bis zu 40 Blütenblattstückchen vom Klatschmohn. Weitere Farbakzente bringen Kornblume, Moschus-Malve oder Blut-Storchschnabel. Während sie das Nest anlegt, stehen die Blattstückchen wie kleine Zinnen heraus. Später beißt sie die überstehenden Blattstücke ab und verbarrikadiert den Nesteingang mit Sand und Steinchen.
Ihren Pollenvorrat besorgt sich die seltene Wildbienenart an sechs Pflanzenfamilien. Darunter sind auch die Pflanzen, von denen sie Blütenblattstückchen nutzt.
Juni 2023: Weißfleckige Wollbiene (Anthidium punctatum)
Mit ihren pastellgrünen Augen, den orangefarbenen Vorderbeinen und dem hellgelb gezeichneten Hinterleib wirkt die Weißfleckige Wollbiene wie von einem anderen Stern. Die Bienenart nutzt ihre Mundwerkzeuge, um Pflanzenhaare abzuschaben. Die braucht sie, um die Brutzellen für ihren Nachwuchs auszukleiden. Dafür bieten sich vor allem Königskerzen, Eselsdisteln und Sandstrohblumen an. Die Hohlräume ihrer Nester sehen aus wie Wattebällchen.
Die Weißfleckige Wollbiene sammelt Nektar und Pollen gern am Gewöhnlichen Hornklee. Hier besucht sie für eine einzige Brutzelle mehr als 200 Blüten. Nach ihrem Sammelflug dringt sie zunächst mit dem Kopf voran in ihr Nest ein, um Nektar abzugeben. Danach dreht sie sich um und streift den Pollen vom Hinterleib ab. Um ihr Nest vor Eindringlingen zu schützen, verschließt sie den Zugang. Ein Gemenge aus Pflanzenhaaren, Moosfasern und kleinen Steinen bildet einen Schutzwall.
Die Männchen sind echte „Platzhirsche“, denn sie zeigen Revierverhalten: Dringen männliche Artgenossen oder andere Bienenarten in ihren Flugraum ein, vertreiben sie diese energisch.
Juli 2023: Luzerne-Sägehornbiene (Melitta leporina)
Ihre Nester baut die Luzerne-Sägehornbiene selbst. Der Eingang liegt oft leicht verborgen unter Grasbüscheln. Um ihre Nachkommen vor Feuchtigkeit und Schimmel zu schützen, kleidet sie die Brutkammern mit einer dünnen wachsartigen Schicht aus. Erst dann verschließt sie die Zellen mit Erde. Ihr Nest kann bis zu 15 Brutzellen umfassen.
Natürlich kann sie nur dort brüten, wo sie in unmittelbarer Nähe ausreichend Pollenquellen findet. Dabei ist sie äußerst wählerisch. Die Bienenart sammelt ausschließlich an der tiefwurzelnden Luzerne. Um eine einzige Brutzelle mit Pollen zu versorgen, besucht sie über 200 Blüten. In ihrer Sippe sind alle etwas „speziell“. Egal ob Blutweiderich-, Esparsetten-, Glockenblumen- oder Luzerne-Sägehornbiene: Sie alle sind echte Feinschmecker und tragen ihre Lieblingsfutterpflanze auch im Namen.
August 2023: Sand-Blattschneiderbiene (Megachile maritima)
Meist finden wir die Nester der Sand-Blattschneiderbiene unter Grasbüscheln oder Steinen. Der Eingang mündet in kurzen Brutgängen. Diese unterirdischen Bauten gräbt sie selbst. Bis zu acht Brutzellen können in ihrem Nest Platz finden. Ihre kräftigen Mundwerkzeuge sind keine Attrappe. Sie nutzt sie zur Inneneinrichtung der Kinderstuben:
Geschickt beißt die Sand Blattschneiderbiene runde und ovale Stücke aus Laubblättern für ihre Brutzellen und Zwischenwände. Ahorn, Weiden, Weißdorn, Wildrosen und andere Bäume, Sträucher und krautige Pflanzen dienen ihr als Quelle. Nach getaner Arbeit verschließt sie den Nesteingang mit Sand zum Schutz vor Eindringlingen.
Den Pollenvorrat für ihre Nachkommen sammelt sie mit ihrer Bauchbürste an fünf unterschiedlichen Pflanzenfamilien. Ihre männlichen Pendants beteiligen sich nicht am Nestbau. Sie erkennen wir leicht an den breiten weißen Vorderbeinen, die wie gefranste Fäustlinge aussehen.
September 2023: Rainfarn-Maskenbiene (Hylaeus nigritus)
Die Rainfarn-Maskenbiene baut ihre Nester oberirdisch in diversen Nischen und Ritzen. Dort fertigt sie bis zu 20 dicht aneinander liegende Brutzellen. Diese kleidet sie mit einem seidigen Sekret aus, das dem Stoff von Schmetterlingskokons ähnlich ist. Dann bestückt sie die Nistzellen mit Futterbrei und je einem Ei. Abschließend verschließt sie die Zellen mit einem Sekretdeckel.
Wie ihr Name verrät, ist Rainfarn ihre Leibspeise. Doch auch andere Korbblütler haben es ihr angetan. So sammelt sie Pollen ebenso an Flockenblumen, Färberkamille, Margerite und Schafgarbe. Da sie weder eine Bauchbürste noch Pollenhöschen besitzt, trägt sie den Pollen auf andere Weise davon: Zuerst nimmt sie ihn mit einem Borstenkamm der Unterkiefer auf, dann verschluckt sie ihn und transportiert ihn im Kropf zum Nest. Dort angekommen würgt sie das Pollen-Nektar-September Gemisch hervor, um daraus den Futtervorrat für die Larven anzulegen.
Oktober 2023: Weißfleckige Wespenbiene (Nomada alboguttata)
Die Weißfleckige Wespenbiene sieht so mancher Faltenwespe zum Verwechseln ähnlich. Jedoch ist sie weder staatenbildend noch jagt sie andere Insekten. Vielmehr ist sie eine geschickte Strategin, die als Kuckucksbiene keinem eigenen Brutgeschäft nachgeht.
Wir treffen sie dort an, wo ihre Wirtsbienen neuen Baugrund für ihre Nester suchen. Dort schleust sie sich bei verschiedenen Sandbienen ein. Dafür wartet sie in einer Art „Lauerstellung“ bis die Dame des Hauses zum Pollenflug aufbricht.
Dann geht alles ganz schnell. Die Kuckucksbiene öffnet die unterirdisch angelegten Brutzellen und legt zu den vorhandenen Eiern ihre eigenen dazu. Die zeitiger schlüpfende Larve der Kuckucksbiene frisst das Ei und Pollenbrot der ahnungslosen Gastgeberin. Im Frühjahr des Folgejahres schlüpfen dann die Nachkommen der Wespenbiene und ein neuer Kreislauf beginnt.
November 2023: Ackerhummel (Bombus pascuorum)
Kaum eine Wildbiene bekommen wir hierzulande häufiger zu sehen als die Ackerhummel. Im Frühjahr sucht die überwinterte Hummelkönigin Hohlräume für ihren neuen Staat. Diese Hohlräume findet sie unter Moospolstern, in Komposthaufen oder in verlassenen Bauten von Mäusen, in Vogelnistkästen oder in Mauerritzen. Ackerhummeln nehmen zudem gerne die eigens für sie aufgestellten Hummelnistkästen an.
Um den Nachwuchs bestmöglich zu versorgen, baut sie kleine Taschen um die Brutzellen herum. Diese befüllt sie mit Pollen. Den Pollen sammelt sie an diversen Pflanzen. Generell ist diese Bienenart bei der Wahl ihrer Nahrungspflanzen anspruchslos. Sie besucht mehr als 250 Pflanzenarten. Da die Ackerhummel zumeist nur 100 Meter weit vom Nest zu den Blütenpflanzen fliegt, wird sie auch als „Haustürsammlerin“ bezeichnet.
Die Entwicklung einer Ackerhummel vom Ei über die Larve und Puppe bis zum Imago dauert etwa drei Wochen. Die Jungköniginnen und Männchen erscheinen im Juli und August. Der Hummelstaat umfasst dann bis zu 150 Individuen.
Dezember 2023: Filzbindige Seidenbiene (Colletes fodiens)
Mit ihren breiten Endbinden auf dem Hinterleib ist die Filzbindige Seidenbiene schwer von anderen Seidenbienenarten zu unterscheiden. Für den Nestbau mag sie es sandig. Kein Wunder, dass sie in den Sandgebieten im Norden Deutschlands häufig zu finden ist.
Ihre Brutzellen kleidet sie mit einem körpereigenen Sekret aus. Dieses härtet an der Luft zu einer Seidenpapier ähnlichen Schicht aus. Sie fertigt für ihre Larven kein festes Pollenbrot an, sondern füllt die Brutkammern mit Flüssignahrung aus Pollen und Nektar.
Den Pollen für den Vorrat sammelt die Bienenart nur an bestimmten Pflanzen. Vor allem Rainfarn hat es ihr angetan. Auch andere Korbblütler, wie die Geruchlose Kamille, Sand-Strohblume und Färberkamille, stehen bei ihr hoch im Kurs. Vor dem Verschließen der Brutkammer klebt sie das Ei an die Decke der Kinderstube.
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