Wildbiene

Wildbiene des Monats September 2023: Die Weißfleckige Wespenbiene (Nomada alboguttata,HERRICH-SCHÄFFER 1839

Weibchen auf Wiesen-Margerite (© Roland Günter / naturbildarchiv-guenter.de)

Nicht alle Bienen sorgen selbst für den eigenen Nachwuchs. Gut ein Drittel unserer heimischen Wildbienen lebt als Brutparasit: Diese Bienen gehen keinem eigenen Brutgeschäft nach. Sie schmuggeln ihre Eier in die Brutstätten anderer Wildbienen, um die Nachkommen für die nächste Generation zu sichern. Die artenreichste Gattung dieser sogenannten „Kuckucksbienen“ sind die Wespenbienen.

Im September widmen wir uns der Weißfleckigen Wespenbiene als Repräsentantin dieser „etwas anderen“ Bienen. Wie ihr Name erahnen lässt, sieht sie so mancher Faltenwespe zum Verwechseln ähnlich. Obwohl sie gefährlich aussehen mag, ist sie friedfertig – wie alle Wildbienen. Einzig ihren Wirtsbienen rückt sie zu Leibe. Die Bärtige Sandbiene und die Rotbauch-Sandbiene sind die Leidtragenden ihrer Lebensweise.

Nachweiskarte und Gefährdung der Weißfleckigen Wollbiene

Die Weißfleckige Wespenbiene kommt mäßig häufig vor. Sie fühlt sich vornehmlich in Sandgebieten wohl. Das zeugt von der Bindung an ihre Wirtsbienen, die ihre Kinderstuben gern auf sandigem Baugrund in Sand-, Kies- und Lehmgruben einrichten. Überall dort, wo sich die Sandbienen wohlfühlen, können wir auch die Wespenbiene antreffen. Wenn es dann ernst wird, geht sie sehr geschickt vor:

Zuerst schleust sie sich unbemerkt bei ihren Wirtsbienen ein. Dafür wartet sie in einer Art „Lauerstellung“ bis das Sandbienen-Weibchen zum Pollenflug aufbricht. Dann geht alles ganz schnell. Die Kuckucksbiene öffnet die unterirdisch angelegten Brutzellen und legt zu den vorhandenen Eiern ihre eigenen dazu. Die zeitiger schlüpfende Larve der Kuckucksbiene frisst das Ei und das Pollenbrot der ahnungslosen Gast-geberin. Im Frühjahr des Folgejahres schlüpfen dann die Nachkommen der Wespenbiene und ein neuer Kreislauf beginnt.

Weibchen putzt sich an Wiesen-Margerite (© Roland Günter / naturbildarchiv-guenter.de)

Durch diese Strategie vermag es die Weißfleckige Wespenbiene sogar zwei Generationen in einem Jahr hervorzubringen. Ihre Flugzeit erstreckt sich von April bis September. Wie andere Kuckucksbienen ist sie nicht darauf angewiesen, Pollen für den Nachwuchs zu sammeln. Zur Eigenversorgung braucht sie aber Nektar. Den saugt sie gern an Weiden, Wiesen-Löwenzahn, Berg-Sandglöckchen und an anderen heimischen Wildpflanzen.

Egal, ob nur nektarsaugend oder auch pollensammelnd: Wildbienen brauchen heimische Wildpflanzen. Da sich die Vegetationsperiode jetzt allmählich dem Ende zuneigt, wird es Zeit, bereits an das nächste Jahr zu denken. Tipp: Machen Sie sich eine Liste von Gehölzen und Frühjahrsblühern, die Sie im Herbst in den Boden bringen können.

Das Berg-Sandglöckchen ist Hungerkünstler und Insektenmagnet (© shutterstock.com / kristof lauwers)

Der Herbst ist auch die beste Zeit für eine Aussaat, denn über den Winter erfahren Kaltkeimer den notwendigen Kältereiz. Wenn Sie also eine Blühwiese oder einen Blühstreifen anlegen wollen, ist jetzt die beste Zeit.

Tipps, wo Sie Pflanzen und Saatgut beziehen und wie Sie bienenfreundliche Strukturen gestalten können, finden Sie unter: www.deutschland-summt.de und www.wir-tun-was-fuer-bienen.de

Schnelle Fakten

 

Name

Weißfleckige Wespenbiene (Nomada alboguttata, HERRICH-SCHÄFFER,
1839)

Flugzeiten

April–September (2 Generationen)

Lebensraum

Sandgebiete wie Sand-, Kies- und Lehmgruben

Nahrung

braucht nur Nektarquellen

Nistweise

Brutparasit, baut keine eigenen Nester

Wirtsbienen

Bärtige Sandbiene (Andrena barbilabris, KIRBY 1802)
Rotbauch-Sandbiene (Andrena ventralis, IMHOFF 1832)

Gefährdung

gilt in Deutschland als ungefährdet; in Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein gefährdet; in Baden-Württemberg stark gefährdet; in Thüringen vom Aussterben bedroht

Besonderheiten

rote Färbung mit gelbweißen Flecken auf dem Hinterleib

Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna (2017): Wir tun was für Bienen; Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Michener, Charles Duncan (2007): The Bees of the World; Johns Hopkins University Press, Baltimore.

Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

Kontakt

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Dr. Corinna Hölzer & Cornelis Hemmer
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Tel.: +49 30 394064-310
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