Wildbiene

Wildbiene des Monats Mai 2023: Die Mohn-Mauerbiene (Osmia papaveris, LATREILLE 1799)

Weibchen sammelt Blattstückchen (© Roland Günter)

Der Mai macht alles neu und bringt uns die ersten Sommerboten: Der Klatschmohn gehört dazu. Mit seinen rotglühenden Blüten ist er nicht nur ein Hingucker, sondern auch eine wichtige Nahrungsquelle für eine Vielzahl unserer heimischen Wildbienen. Auch die Mohn-Mauerbiene weiß ihn zu schätzen. Aber nicht nur sein Nektar und Pollen sind für unsere Wildbiene des Monats interessant.

Die kleine Mohn-Mauerbiene fliegt zeitgleich mit der Mohnblüte von Mai bis Juli. Sie wird nur halb so groß wie eine Honigbiene. Die Weibchen sind dunkel gefärbt und bestechen durch ihre großen Kieferzangen. Die Männchen tragen die typischen weißen Haarbüschel im Gesicht, wie wir es auch von anderen Mauerbienen-arten kennen. Sie schlüpfen wenige Tage vor den Weibchen und warten dann – sitzend auf Mohnblüten – auf sie. Mohn-Mauerbienen sind auf trockenwarme Standorte angewiesen. Sie brauchen Flugsandfelder, Mager-rasen, Sandgruben oder andere sandige Standorte für den Nestbau.

Nur mit viel Glück finden wir eines ihrer Nester. Hier hat sie mit ihren Kieferzangen einen Gang von sieben Zentimetern Tiefe gegraben, der mit nur einer Brutzelle auskommt. Besonders aufwendig gestaltet sie die Inneneinrichtung. Denn hier wird fleißig tapeziert: Mit ihren Kieferzangen beißt sie daumengroße Stückchen von Blütenblättern aus, die sie als kleine zusammengerollte Pakete zum Nest bringt. Die Blattstückchen nutzt sie dann zum Auskleiden der Brutgänge. Dafür braucht sie bis zu 40 Blütenblattstückchen des Klatsch-mohns. Weitere Farbakzente bringen Kornblume, Moschus-Malve oder Blut-Storchschnabel. Während sie das Nest anlegt, stehen die Blattstückchen wie kleine Zinnen aus dem Nest heraus. Später beißt sie die überstehenden Blattstücke ab und verbarrikadiert den Nesteingang mit Sand und Steinchen. Am Boden ihrer Brutzelle legte sie zuvor einen pollenreichen Nahrungsvorrat für ihre Nachkommen an. Pro Nest legt sie ein Ei. Den Blütenpollen sammelt sie an sechs Pflanzenfamilien, darunter auch die Pflanzen für ihre Wandverkleidung.

Nachweiskarte und Gefährdung der Mohn-Mauerbiene

Die Mohn-Mauerbiene hat eine Gegenspielerin: Die Mandibel-Kegelbiene ist als Schmarotzerin dankbar für die fleißige Arbeit ihrer Wirtsbiene. Als Kuckucksbiene schmuggelt die Kegelbiene ihre Eier in das Erdnest der Mohn-Mauerbiene und muss daher keinem eigenen Brutgeschäft nachgehen.

Durch ihre besondere Lebensweise ist die Mohn-Mauerbiene vom Aussterben bedroht. In einigen Bundesländern gilt die Art bereits als verschollen oder ausgestorben. Somit kommt sie nur noch vereinzelt vor. Auch ihre Restbestände sind bedroht. Durch den massiven Einsatz von Pestiziden schwinden ihre Nahrungspflanzen und gleichzeitig ihr Baumaterial. Wir brauchen also mehr extensiv genutzte Wiesen, um diese einzigartige Bienenart und ihre Verwandten zu erhalten und zu fördern. Weitere Tipps, wie Sie bienenfreundliche Strukturen gestalten, finden Sie unter: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de

Schnelle Fakten

Name

Mohn-Mauerbiene
(Osmia papaveris, LATREILLE 1799)

Flugzeiten

Mai–Juli

Lebensraum

trockenwarme Standorte wie Flugsandfelder, Magerrasen, Sandgruben, sonnige Waldränder

Nahrung

unspezialisiert; nutzt sechs Pflanzenfamilien, vor allem Mohn und Kornblume

Nistweise

nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen im Boden; einzeln oder in kleinen Kolonien

Parasiten

Mandibel-Kegelbiene (Coelioxys mandibularis, NYLANDER 1848)

Gefährdung

sehr selten, vom Aussterben bedroht

Besonderheiten

nutzt Blütenblätter vom Klatschmohn zum Bau ihrer Erdnester

Literatur

Amiet, Felix & Krebs, Albert (2012): Bienen Mitteleuropas; Gattungen, Lebensweise, Beobachtung; Haupt Verlag, Bern.

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Hemmer, Cornelis & Hölzer, Corinna (2017): Wir tun was für Bienen; Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Michener, Charles Duncan (2007): The Bees of the World; Johns Hopkins University Press, Baltimore.

Scheuchl, Erwin & Willner, Wolfgang (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas; Alle Arten im Porträt; Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim.

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart.

Wiesbauer, Heinz (2017). Wilde Bienen; Biologie, Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas; 2. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart.

Kontakt

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Tel.: +49 30 394064-310
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