Wildbiene

Wildbiene des Monats Juli 2020: Wald-Schenkelbiene (Macropis fulvipes, FABRICIUS 1804)

Wald-Schenkelbiene saugt Nektar an Thymian (Foto: Albert Krebs)

Die Wildbienen unserer Breiten meiden dichte Wälder. Dementsprechend finden sich hier nur wenige Arten. Man findet sie nur an Waldlichtungen und Waldrändern, wie etwa unsere Wildbiene des Monats – die Wald-Schenkelbiene. Der kurze gedrungene Körper der Biene ist nur wenig behaart. Ihr schmaler Hinterleib ist durch weiße Randbinden gekennzeichnet. Auffällig sind zudem die gelbbraun gefärbten Sammelbürsten an den Hinterbeinen der Weibchen. Die kurzrüsslige Bienenart ist mit 9 – 10 Millimetern etwas kleiner als die Arbeiterinnen der Westlichen Honigbiene (Apis mellifera).

Nachweiskarte und Gefährdung der Wald-Schenkelbiene in Deutschland

Wie ihre deutsche Namensgebung verrät, hat die Biene ihren Siedlungsschwerpunkt in Waldgebieten. Waldränder, Lichtungen und Waldauen gehören ebenso zu ihren Lebensräumen, wie naturnahe Parks und Gärten in Waldnähe. In Deutschland ist sie aus allen Bundesländern gemeldet und dabei in geeigneten Habitaten weit verbreitet. Allein in Schleswig-Holstein wird sie mittlerweile als ausgestorben gelistet (siehe Verbreitungskarte). Sie nistet in Lehmwänden, humosen Erdspalten wie auch in sandigen Wurzeltellern. Daher scheinen die Bodenarten keine entscheidende Rolle bei der Wahl ihrer Nester zu spielen. Wichtig jedoch sind ausreichend Bestände des Gilbweiderichs (Lysimachia), ihrer Hauptnahrungsquelle.

Ihre Nester werden im Boden mit einem Hauptgang und ein bis drei Seitengängen angelegt, an deren Enden sich die Brutzellen befinden. Nach der Fertigstellung werden die Nisteingänge gründlich unter Gras oder Moos versteckt. Die Wald-Schenkelbiene benötigt zudem wasserabweisende Blumenöle als Teil der Brutnahrung und zum Auskleiden der Brutzellen. Durch dieses Baumaterial schützt sie ihre Nachkommen vor Feuchtigkeit und beugt der Schimmelbildung vor. Als Beimengung zum Pollen ist es, neben geringen Mengen Nektar, Bestandteil des Larvenfutters. Schenkelbienen sind Früh- bzw. Hochsommerarten. Unsere Wildbiene des Monats ist von Ende Juni bis Mitte August unterwegs.

Der Gewöhnlichem Gilbweiderich ist eine Ölblume und Hauptnahrungsquelle

Die stark spezialisierte Biene ist auf Ölblumen der Gattung Lysimachia (Gilbweiderich) angewiesen. Die oligolektische Art sammelt dabei Öl und Pollen am Pfennigkraut (Lysimachia nummularia), Gewöhnlichem Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) und am Punkt-Gilbweiderich (Lysimachia punctata). Ihre besonderen Saugpolster am mittleren und hinteren Beinpaar werden beim Besuch der Ölpflanzen genutzt, um durch gezieltes Andrücken an der Oberfläche das Öl zu absorbieren. Ölpflanzen bieten jedoch keinen Nektar, daher ist die Schenkelbiene auf zusätzliche Nektarquellen in unmittelbarer Umgebung ihrer Erdnester angewiesen. Hier sammelt sie gern an typischen Pflanzenarten des Waldes. Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum), Wald-Ziest (Stachys sylvatica) oder Brombeeren (Rubus fruticosus agg.) werden gern angeflogen.

Weibchen am Gilbweiderich (Bildautor: Hans-Jürgen Sessner)

Bei Schenkelbienen tritt lediglich die Schmuckbiene (Epeoloides coecutiens) als Kuckucksbiene auf, welche ausschließlich bei den zwei heimischen Schenkelbienen parasitiert. Bundesweit wird die Art als nicht gefährdet eingestuft, jedoch gilt sie in einigen Bundesländern als stark gefährdet. Reiche Bestände des Punkt-Gilbweiderichs (Lysimachia punctata) als Zierpflanze haben die Wald-Schenkelbiene vielerorts in die Siedlungen gelockt.

Wenn Sie selbst aktiv werden wollen, um der kleinen Wildbienenart zu helfen, pflanzen Sie als Ergänzung zu reichlich Pollen und nektarspendenden Wildpflanzen auch Ölpflanzen der Gattung Lysimachia in ihrem Garten oder auf ihrem Balkon. Wertvolle Tipps, wie sie noch mehr bienenfreundliche Strukturen gestalten können, finden sie auf der Website wir-tun-was-fuer-bienen.de oder unter deutschland-summt.de.

Literatur

Amiet, Felix & Krebs, Albert (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos - Naturführer, Nestbau, Brutpflege, Staatenbildung - die besonderen Verhaltensweisen der Hautflügler, 3.Aufl., Franckh Kosmos Verlag

Jakumeit, Daniel (2019): Lebensraum Garten – Mini Tipps, Aktiv Natur schützen im eigenen Garten, 20 Tipps für Projekte aus der Praxis für die Praxis

Hemmer, Cornelis & Corinna Hölzer (2017): Wir tun was für Bienen. Wildbienengarten, Insektenhotel und Stadtimkerei, Kosmos-Verlag, Stuttgart

Michener, Charles D. (2007): The Bees of the World, The Johns Hopkins University Press, Baltimore

Scheuchl, Erwin, & Willner, Wolfgang (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Porträt; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co, Wiebelsheim

Vereecken, Nicolas (2019): Wildbienen entdecken & schützen, BLV, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

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