Wildbiene

Wildbiene des Monats Januar 2023: Die Gewöhnliche Filzbiene (Epeolus variegatus, LINNAEUS 1758)

Weibchen auf Berg-Sandglöckchen (© Roland Günter)

Die gedrungene Gewöhnliche Filzbiene ist sicherlich eine der farbenprächtigsten Arten in der Welt der heimischen Wildbienen: Ihre dunkle Körperfarbe bildet einen starken Kontrast zu den weißen Filzflecken und ihren roten Beinen und Flügelansätzen. Die Weibchen blicken durch backsteinrote Augen, die Männchen durch dunkelgelbe. Neben ihrer bunten Gestalt fällt die maximal 8 Millimeter große Biene durch ihren Buckel auf. Wie alle Filzbienen zählt unsere Wildbiene des Monats zu den Kuckucksbienen. Sie ist nah verwandt mit anderen Kuckucksbienen wie den Wespen-, Trauer- und Kraftbienen.

Nachweiskarte und Gefährdung der Gewöhnlichen Filzbiene in Deutschland

Filzbienen sind über den größten Teil der nördlichen Hemisphäre verbreitet. Doch auch im südlichen Afrika und Kolumbien finden wir Exemplare der Gattung Epeolus. Die Gewöhnliche Filzbiene ist in Süd- und Mitteleuropa sowie dem südlichen Nordeuropa beheimatet. Hierzulande ist sie unter den fünf Filzbienenarten die am weitesten verbreitete und auch häufigste. Sie lebt vorwiegend in trockenwarmen Sandgebieten. Besonders wohl fühlt sie sich in Sand-, Kies- und Lehmgruben. Wir finden sie aber auch in Steinbrüchen, Steilwänden, Parks und Gärten.

Wie etwa 130 andere Wildbienenarten schmuggelt sie ihre Nachkommen ins gemachte Nest. Sie baut also keine eigenen Nester. Proviant für den Start ins Leben ihres Nachwuchses sammelt sie auch nicht. Die pollensammelnden Seidenbienen bekommen vornehmlich ihre „Kuckuckseier“ untergeschoben. Die Buckel-Seidenbiene, Filzbindige Seidenbiene, Rainfarn-Seidenbiene oder die seltene Strandaster-Seidenbiene werden so zu unfreiwilligen Gastgeberinnen. Lauernd wartet die farbenfrohe Filzbiene vor dem Nesteingang einer Seidenbiene. Sobald diese zu einem Sammelflug aufbricht, macht sie sich ans Werk: Sie legt die Eier in die Brutkammern ihrer Wirtsbienen, noch während der Futtervorrat für die Wirtslarve angelegt wird. Im Folgejahr schlüpfen dann die jungen Filzbienen aus den Nestern der Seidenbienen.

Männchen auf Rainfarn (© Roland Günter)

Als regelrechte Sonnenanbeterin ist die Gewöhnliche Filzbiene in den Sommermonaten Juni bis Augustunterwegs. Sie fliegt dabei in einer Generation. Da sie keinen Pollen sammeln muss, kann sie sich mit dem Trinken an unterschiedlichen Nektarquellen zur Eigenversorgung begnügen. Denn Nektar als „Treibstoff“ braucht sie allemal. Dabei setzt sie auf eine Vielzahl von Blütenpflanzen. Besonders angetan haben es ihr Korbblütler. Das überrascht nicht, da wir auch ihre Wirtsbienen häufig auf den Blütenköpfen dieser Pflanzenfamilie beobachten können. Mit Vorliebe fliegt die Gewöhnliche Filzbiene auf Rainfarn, Wiesen-Schafgarbe und Färber-Kamille. Aber auch Berg-Sandglöckchen und Wiesen-Witwenblumen besucht sie gern.

Die Vielfalt der heimischen Blütenpflanzen und geeignete Lebensräume für die Gewöhnliche Filzbiene gehen jedoch vielerorts verloren. Ursachen dafür sind die ungebremsten Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft sowie die Bebauung in Form von Siedlungen und Verkehrswegen. Die noch verbleibenden Naturstandorte vergrasen und verbuschen zunehmend. Um der Gewöhnlichen Filzbiene und ihren Wirten etwas Gutes zu tun, können wir im eigenen Garten, auf dem Firmengelände oder auf kommunalen Freiflächen aktiv werden. Tipps, wie Sie bienenfreundliche Strukturen gestalten, finden Sie unter: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de

Schnelle Fakten

 

Name

Gewöhnliche Filzbiene (Epeolus variegatus, LINNAEUS, 1758)

Flugzeiten

Juni–August

Nahrung und Lebensraum

braucht nur Nektarquellen, vor allem Korbblütler;
entsprechend ihrer Wirte in trockenwarmen Sandgebieten anzutreffen

 

Nistweise

baut keine eigenen Nester

Wirtsbiene

Buckel-Seidenbiene (Colletes daviesanus, SMITH 1846),
Filzbindige Seidenbiene (Colletes fodiens, GEOFFROY 1785),
Rainfarn-Seidenbiene (Colletes similis, SCHENCK 1853),
Strandaster-Seidenbiene (Colletes halophilus, VERHOEFF 1943)

Gefährdung

weitverbreitet und mäßig häufig

Besonderheiten

farbenprächtige Kuckucksbiene

Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

Zurück

Kontakt

Stiftung für Mensch und Umwelt
Dr. Corinna Hölzer & Cornelis Hemmer
Hermannstraße 29, D - 14163 Berlin
Tel.: +49 30 394064-310
infodeutschland-summt.de

Mehr zu Bürozeiten und Mitarbeitenden

Bankinstitut: GLS Bank
IBAN: DE71 4306 0967 1105 5066 00
BIC: GENODEM1GLS

USt-IdNr.: DE313861745
Steuernummer: 27 / 642 / 07154

Auszug aus dem Lobbyregister

Unsere Website und das Besuchen der Website sind CO2-neutral:

CO2 neutrale Website

Diese Website wird im Durchschnitt ca. 27.600 mal pro Monat geklickt. Das braucht Energie! Wir kompensieren das.