Wildbiene

Wildbiene des Monats Oktober 2022: Die Kleine Harzbiene (Anthidium strigatum, PANZER 1805)

Weibchen beim Nestbau (© Albert Krebs)

Für die letzten tapferen Flieger beginnt im Oktober allmählich das Ende ihrer Flugsaison. Das betrifft auch die Kleine Harzbiene. „Klein“ bedeutet in diesem Zusammenhang wirklich klein: Sie ist nur 7 Millimeter groß! Mit ihrer schwarz-gelben Zeichnung ähnelt sie der weitverbreiteten Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) und könnte auf den ersten Blick auch für eine Wespe gehalten werden. Ihr kompakter Körperbau weist sie jedoch deutlich als Biene aus. Die Männchen sind leicht von den Weibchen zu unterscheiden: Ähnlich wie bei Masken- oder Pelzbienen besitzen sie eine hellgelbe Gesichtszeichnung. Auch die Mundwerkzeuge der Männchen sind von ähnlicher Färbung.

Nachweiskarte und Gefährdung der Kleinen Harzbiene in Deutschland

Die Kleine Harzbiene ist in Deutschland zwar weitverbreitet, dabei aber nur mäßig häufig. Besonders wohl fühlt sich die Sonnenanbeterin auf Trockenstandorten. Sie sucht an schroffen Felshängen nach geeigneten Nistplätzen für ihren Nachwuchs, ebenso an sonnigen Waldrändern, in lichten Kiefernwäldern, Sand- und Kiesgruben, aber auch in Steinbrüchen.

Beim Nestbau zeigt sie eine seltene Eigenheit: Die mutige Biene errichtet ihre Nester im Freien. Sie gehört damit zu einer Handvoll Wildbienen, die nicht in Hohlräumen oder in der Erde nisten. Dafür braucht sie die sonnige Südseite von Steinen, Baumstämmen oder Pflanzenstängeln. Für den Bau verwendet sie kleine Steinchen und Baumharze, zumeist nutzt sie Kiefernharz. Die Brutkammern entstehen zum Ende der Bauphase. Das Weibchen drückt dazu das untere Ende der harzigen Masse zusammen und dehnt es zu einem kleinen Rohr aus. Die schmale Öffnung der Brutkammer dient der Belüftung. Um das Nest gut zu tarnen, durchsetzt sie es mit kleinen Rindenstückchen. Die ungewöhnlichen Freibauten der geschäftigen Biene zählen dabei bis zu acht aneinandergereihte Brutzellen.

Weibchen beim Bau einer Brutzelle (© nach Albert Krebs)

Als echte „Hochsommerart“ fliegt die Kleine Harzbiene von Juni bis Ende August. Um ihre Nachkommen mit ausreichend Pollen zu versorgen, braucht die Biene heimische Wildstauden in unmittelbarer Nähe zu ihrem Nest. Den Pollen sammelt sie an acht Pflanzenfamilien. Egal ob Natternkopf, Sonnenröschen oder Finger-kraut, die kleine Biene besucht eine Vielzahl an Blüten. Darunter scheint der Gewöhnliche Hornklee eine unwiderstehliche Anziehung auf sie zu haben.

Nahaufnahme Kleine Harzbiene (© Sebastian-j-l /cc-by-sa-4-0)

Wie so viele Wildbienenarten wird auch unsere Wildbiene des Monats von einer Kuckucksbiene parasitiert. Die seltene Gelbfleckige Düsterbiene (Stelis signata) sieht ihrer Wirtsbiene dabei täuschend ähnlich. Ohne sich selbst um den Nestbau oder den Pollenvorrat zu kümmern, verlässt sich die Düsterbiene auf die gut ausgestatteten Nester der Kleinen Harzbiene. Als Brutparasitin schmuggelt sie ihre Eier einfach dort hinein. Wenn Sie zum Schutz von Wildbienen und anderen Insekten beitragen möchten, dann sorgen Sie besonders im Herbst für das nächste Jahr vor. Sie können Gehölze und Frühjahrsblüher pflanzen und Aussaaten mit heimischem Saatgut vornehmen. Tipps, wie Sie bienenfreundliche Strukturen gestaltet, finden Sie auf unseren Webseiten: www.wir-tun-was-fuer-bienen.de und www.deutschland-summt.de

Schnelle Fakten

 

Name

Kleine Harzbiene (Anthidium strigatum, PANZER 1805); synonym: Zwergharzbiene (Anthidiellum strigatum PANZER 1805)

Flugzeiten

Juni–August (September)

Lebensraum & Nahrung

unterschiedliche Trockenstandorte wie Felshänge, sonnige Waldränder, lichte Kiefernwälder, Sand- und Kiesgruben, Steinbrüche;

unspezialisiert, acht Pflanzenfamilien als Nahrungsquelle bekannt, Vorliebe für Gewöhnlichen Hornklee (Lotus corniculatus)

Nistweise

errichtet Freibauten an Baumstämmen, Stängeln oder Steinen; Baumaterial zumeist Kiefernharz; Brutzellen werden mit Pflanzenhaaren ausgekleidet

Kuckucksbiene

Gelbfleckige Düsterbiene (Stelis signata, LATREILLE 1809)

Gefährdung

gilt in Deutschland als nicht gefährdet, weitverbreitet und mäßig häufig; in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedroht

Besonderheiten

nistet im Freien, ähnelt der häufigen Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum)

Literatur

Amiet, Felix & Albert Krebs (2012): Bienen Mitteleuropas - Gattungen, Lebensweise, Beobachtung, Haupt Verlag, Bern

Bellmann, Heiko & Helb, Matthias (2017): Bienen, Wespen, Ameisen; Kosmos Verlag, Stuttgart.

Scheuchl, Erwin & Wolfgang Willner (2016): Taschenlexikon der Wildbienen Mitteleuropas: Alle Arten im Portrait; Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co; Wiebelsheim

Westrich, Paul (2019): Die Wildbienen Deutschlands; 2.Aufl., 1.700 Farbfotos; Ulmer-Verlag; Stuttgart

Wiesbauer, H. (2017). Wilde Bienen - Biologie–Lebensraumdynamik von über 470 Wildbienen Mitteleuropas, 2. Auflage, Eugen Ulmer KG, Stuttgart.

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